28.10.14
11 (in
Worten: ELF) Stunden ohne Strom ist eine ganze Menge! Das haben wir gestern
erfahren. Kurz nach 10 Uhr morgens war der Strom weg – das ist ansich noch
nicht sooo ungewöhnlich – und dann blieb er weg - und blieb er weg – und blieb
er weg – und DANN, als ich eigentlich schon in’s Bett gehen wollte, um kurz
nach 21 Uhr abends (in völliger Dunkelheit, nur mit einer Kerze und einer
Taschenlampe), DANN kam er wieder – „einfach so“…! Seufz, das ist wirklich
anstrengend, denn man muss plötzlich an so viele Dinge denken: Kühlschrank
möglichst nicht mehr öffnen, damit die Dinge einigermaßen kalt bleiben, so
wenig wie möglich Wasser verwenden, da die Pumpe, die das Wasser in den
Vorratsbehälter auf dem Dach pumpt, natürlich auch nicht funktioniert, den
Laptop möglichst ausgeschaltet lassen, das Handy nicht nutzen, da man nichts
aufladen kann, kein Licht und kein Strom und damit Kochen und Essen (in
Gesellschaft der beiden Inder) mit Kerzenlichtromantik,… etc. – alles sehr
spannend – irgendwie ;-)! Ach so, dass meine Computer-Unterrichtsstunde
ausgefallen ist, und dass es in der ganzen Missionsstation natürlich auch kein
Internet gab, muss ich wohl nicht extra erwähnen, oder?! Man versucht dann, das
beste aus der Situation zu machen, und so kam ich zu einem netten einstündigen
Pläuschchen mit einem polnischen Missionar (Priester), der im „Main Office“ mit
mir wartete (zwischen 15 und 16 Uhr), dass der Strom zurückkommen würde, um die
Arbeit fertig zu stellen (Tragisch an dieser ganzen „Kein-Strom-Geschichte“
ist, dass wir seit Wochen darauf warten, dass einer der Brüder aus Hagen
vorbeikommt, um das WLAN zu reparieren und die Schule ebenfalls mit WLAN
auszustatten – und dass dieser Bruder nun gestern tatsächlich ENDLICH
vorbeigekommen war … - und dann mittags unverrichteter Dinge wieder
zurückgefahren ist… - ich bin froh, dass meine Frustrationstoleranzschwelle so
hoch ist, da kommt mir meine Laborerfahrung doch zugute ;-) ).
Heute dann das
Gegenteil: Es ist bereits 20 Uhr abends – und ES GAB KEINEN STROMAUSFALL
HEUTE!!! (zumindest keinen, den ich bemerkt hätte!) Das bedeutet, dass ich
heute meine beiden Unterrichtsstunden abhalten konnte – und das ist wirklich
spannend. Ich unterrichte da 20, bzw. 19 Schüler, die teilweise wirklich noch
nie einen Computer gesehen haben, oder eine Maus in der Hand hatten – wir
beginnen also mit Geschicklichkeitsübungen – Linksklick, Rechtsklick – und ganz
schwierig: Doppelklick! ;-) . Nein, ich mache mich wirklich NICHT lustig (wobei
ich manchmal doch auch ganz herzhaft mit den Schülern lache, denn sie merken
selbst, dass sie sich hin und wieder etwas „dabbig“ anstellen), aber ich bin
doch irgendwie beeindruckt, wie ganz anders ich hier vorgehen muss. Widerspruch
kommt so gut wie nicht, ein freundliches Nicken und „yes, yes“ als Antwort
heißt aber halt alles zwischen „JA, ich habe es wirklich verstanden“ bis zu
„Ich habe keinen blassen Schimmer, was Du mir sagen möchtest, aber bestimmt
bist Du froh, wenn ich nicke und lächle, also mache ich das“ – oder so ;-) .
Zwischenzeitlich
sind meine Tok Pisin-Kenntnisse gut genug, dass ich – zur Not mit Nachfragen –
wirklich verstehe, was um mich herum geredet wird und mich auch traue, selbst
zu sprechen, wenngleich das doch noch ziemlich stockend geht. Die Leute sind
aber sehr freundlich und bemüht, mir dann weiterzuhelfen und mich zu
verbessernd. Spannend ist, dass Tok Pisin eine sehr bildhafte Sprache ist und
man vieles einfach nicht wörtlich übersetzen kann, sondern umschreiben muss –
das bedeutet, dass ich dann oft von drei verschiedenen Leuten drei verschiedene
Vorschläge habe, wie ich das, was ich gerade sagen möchte, wohl am besten sage
;-).
Nachdem
meine Kammerjägerkarriere wohl vielversprechend genug war, hat eine der „Swiss
Sisters“ mich am Wochenende mit einer Mausefalle (nee, Rattenfalle, aber das
Wort klingt im Deutschen komisch) ausgestattet, damit ich im Waschhaus des DPC
damit Ratten fangen kann. Nun ja, ehrlich gesagt hat sie mir erst NACHDEM ich
die erste Ratte – lebend – in diesem Käfig umherspringen sah, Bescheid gegeben.
Am Samstag befand sich dann wieder eine in der Falle und diesmal war ich
wirklich alleine – irgendwie konnte ich mich nicht überwinden, diesen Käfig
einfach in einen Eimer mit Wasser zu geben, um die Ratte zu ertränken… - zu
diesem Zeitpunkt war auch die Aufmerksamkeit der Hunde geweckt und sie schienen
ganz wild darauf, die Ratte zu jagen. Für mich schien das der perfekte Ausweg:
die Hunde jagen die Ratte und fressen sie im Optimalfall und ich muss sie nicht
töten. Ich habe die Ratte also auf eine freie Fläche gebracht, die Hunde
gebärdeten sich wie wild, doch als ich den Käfig dann öffnete, rannte die Ratte
so schnell davon, dass die Hunde ihr zwar begeistert hinterherjagten, sie aber,
soweit ich das gesehen habe, nicht erwischt haben… ;-( .
Nun ja, die
Rattenfalle wurde wieder aufgestellt und heute Morgen war wieder eine Ratte
darin. Diesmal hat sich die Schwester aber lieber selbst darum gekümmert und
die Ratte ertränkt… (und ich hoffe, das macht sie dann auch die nächsten Tage
selbst; „notfalls“ könnte ich das nun aber doch auch… - was ich hier noch so
alles lerne…)
Am
Wochenende habe ich mich noch mit dem Bischof zum Kaffee getroffen (naja, sagen
wir mal, ich habe den Kuchen mitgebracht und Kaffee gibt’s in seinem Haus
nicht, aber dafür Schwarztee ;-) ) und meine Idee vorgebracht, dass ich gerne
so etwas wie „girls‘ night“ oder so einführen würde – Treffen für junge
Mädchen/Frauen, denn für die gibt es hier nicht so viele Angebote – und das ist
sehr schade, denn es gibt so viele wirklich tolle junge Frauen hier. Viele
sehen aber keine so rechte Perspektive für ihr Leben, gehen auch gar nicht
länger zur Schule, bleiben daheim, helfen im Garten, auf dem Markt, mit den
kleinen Geschwistern/Neffen/Nichten/Cousinen/… , arbeiten manchmal für die
Kirchengemeinde o.ä. und verdienen etwas Geld dazu, um ihre Familie (häufig
ihre kleinen Geschwister) zu unterstützen. Mir blutet da manchmal das Herz aus
ganz verschiedenen Gründen. Erstens finde ich es immer schade, wenn Leute
„einfach so“ auf die Möglichkeit von Bildung verzichten, dann ist es für mich
schwer, mir vorzustellen, wie mein Leben aussähe, wenn ich keine große
Perspektive für mein Leben hätte, und schließlich finde ich es beinahe
unsäglich, wenn die Perspektive dieser Mädels dann ist, irgendwie halt doch
„irgendjemanden“ abzubekommen (vielleicht als einzige Frau, vielleicht aber
auch als Drittfrau), im gleichen Dorf wie der Rest der Familie, im gleichen
Unwissen und den gleichen Traditionenk oder letztlich ihr Leben irgendwie
„wegzuwerfen“. Wenn man sieht, wer da mit wem wo wie auf den Straßen
herumzieht, dann muss man schon manchmal schlucken…
Nun ja, und
da mir Mädchen/junge Frauen immer besonders am Herzen lagen, hoffe ich, dass
wir mit kleinen informellen Treffen vielleicht einen Rahmen schaffen, in dem
Platz zum Reden ist, für Probleme und Fragen, aber vielleicht auch für
Perspektiven – und vor allem, in dem die „Mädels“ erkennen und erfahren können,
wie wertvoll sie sind und wie wertvoll ihr Leben ist! Der Bischof ist
begeistert, ein paar Mädels wohl auch, nun gilt: „Daumen drücken“, dass das
dann auch wirklich klappt!
Die große
Neuigkeit dieser Woche ist übrigens, dass Air Niugini (bitte LAUT lesen – die
Fluggesellschaft des Landes ;-) ) nun
nicht mehr montags und freitags von hier nach Port Moresby (bzw. zurück)
fliegt, sondern dienstags, donnerstags und samstags, also DREIMAL pro Woche!!!
Das ist jetzt ja beinahe schon ein Großstadtflughafen ;-) (hihihi – wenn man
bedenkt, dass pro Flugzeug ca. 40 Leute transportiert werden können –
Propellermaschine, anders kann man hier zwischen den Bergen gar nicht landen –
dann ist das doch eine ganze Menge!). Witzig ist auch, dass es vermutlich nicht
so viele Flughäfen gibt, wo man warten kann, bis man das Flugzeug zum ersten
Mal hört (denn es fliegt beim Anflug eine Schleife über Mendi, wendet dann und
landet in Richtung „Rückweg nach Port Moresby“), bevor man sich auf den Weg zum
Flughafen macht. Naja, sagen wir, man kann auch gut noch warten, bis das
Flugzeug dann gelandet ist (von meiner Wohnung habe ich da praktisch die beste
Sicht!) und dann losfahren – in unter 5 Minuten ist man am Flughafen und dann
geht dort unten zunächst das Entladen vonstatten, währenddessen kann man
einchecken und nachdem dann alles entladen ist, wird das „gate“ geöffnet und
man kann zum Flugzeug gehen. Cool, oder?! …über die Möglichkeit, wie man die „Sicherheitsbestimmungen“
hier umgehen könnte/kann, denken wir lieber nicht allzu gründlich nach!
das Flugzeug im Landeanflug - von meiner Wohnung aus fotografiert |
...nun landet es gerade... |
...und das hängt außen am Flughafengebäude ;-)... |
Trotz (oder
gerade wegen) dieser neuen Flugtermine, werde ich für meinen Rückflug wohl nach
Mt. Hagen fahren, um von dort nach Port Moresby zu fliegen, da ich an einem
Dienstagnachmittag fliege (ab Port Moresby) und der Flug in Mendi nun – richtig
– am Dienstagnachmittag ist. Bevor ich also am Samstag fliege und dann in Port
Moresby bleibe, ist es wohl einfacher, ab Mt. Hagen zu fliegen (…da gibt es
außerdem mehrere Flüge am Tag… - falls also irgendetwas nicht so klappen
sollte, wären da die Möglichkeiten größer.). We’ll see – I’ll keep you updated!
Und noch ein
Highlight gab es heute: gestern hat sich die Sohle meiner Trekkingsandale halb
gelöst (da sind zwei Lagen „Plastik“ ;-) direkt aufeinander“geklebt“) und ich
wusste nicht so genau, was ich damit nun tun sollte, denn „kaputt“ würde ich
wohl häufiger hängenbleiben und stolpern, aber ich wusste auch nicht, wie ich
sie reparieren sollte… - der Vorschlag „super glue“ war zwar ganz gut, aber
dass das besonders gut halten würde, dachte ich auch nicht. Und dann kamen die
Schwestern auf die beste Idee: „Schuhmacher“ – oder so etwas ähnliches. Die
gibt es hier immer mal wieder am Straßenrand und genau zu solch einem sind wir
dann heute gegangen…. – und der hat innerhalb von ein paar Minuten meine
Sandale tatsächlich GENÄHT – mit einem sehr starken Zwirn. Leider hatte ich
meine Kamera nicht dabei, denn das war wirklich sehr nett, aber auf jeden Fall
hoffe ich, dass diese Schuhe nun noch bis Weihnachten durchhalten (die sind
auch schon gut zehn Jahre alt…), so dass ich mir in Deutschland neue kaufen
kann.
Kostenpunkt:
er wäre mit zwei Kina einig gewesen (drei Kina sind ungefähr ein Euro), ich
habe ihm vier gegeben, weil ich mich gefreut habe, dass ich die Schuhe nun noch
nutzen kann!
Das war nun
einmal ein recht günstiger Punkt, ansonsten ist das Leben hier erstaunlich
teuer. Bei vielem sind die Preise so, wie in Deutschland, teils sogar erheblich
teurer (Übernachtungen z.B. in Hotels o.ä. sind deutlich teurer), richtig
günstig sind letztlich nur Dinge, die es auf dem Markt zu kaufen gibt (also
Gemüse und Früchte), der Rest wird i.d.R. importiert und ist entsprechend
teuer.
Das ist
schon krass; ein Beispiel eine Haselnuss-„Schoko“-(oder zumindest etwas braun
aussehendes)-Creme (für’s Brot – wie Nutella, Nutoka, Nusspli o.ä. ;-) ) kostet hier 18,50 Kina, das sind über 5,50
Euro; ein Liter Milch (in der Packung) 7,50 Kina (ca. 2,50 Euro) etc.
Eigentlich
ist das alles kein großes Problem, da es viele Dinge, die ich „sonst“ gerne
hätte, einfach ohnehin nicht gibt, und ich mich ansonsten eben von Brot, Reis
und Gemüse ernähre und damit ganz zufrieden bin ;-), aber bemerkenswert finde
ich das doch!
Nun aber: Inap
long tude – „lukim“ yu bihain!
(ich hoffe,
dass das jetzt auch korrekt ist!)
Gehabt Euch
wohl!
P.S.: Mein
Blog ist wohl nominiert für den „Frische“-Preis der katholischen Blogozoese
(kann man hier nachschauen). Falls Ihr für mich abstimmen wollt: gerne (hier entlang)! (obwohl
ich ja irgendwie finde, dass dieser Blog kein typischer „frischer“ Blog ist –
und ich – wenn mich jemand gefragt hätte ;-) – mir ja eher einen Sonderpreis
verliehen hätte ;-) – für spannende Berichte vom anderen Ende der Welt, oder
für’s Aufmerksam-Machen auf die katholische Kirche in Papua Neuguinea – oder
für „insights of a lay missionary“, oder sonstwas ;-) ).
P.P.S.:
Danke auch diesmal für Mails aus der Heimat! …und weil doch tatsächlich
Nachfragen kamen: Falls es trotz meiner Berichte Zweifel geben sollte: Es geht
mir hier wirklich SEHR gut, ich bin äußerst dankbar, dass ich die Möglichkeit
habe, hier zu sein und bin auch ganz sicher, dass ich genau an diesem Ort sein
sollte, denn ich habe die Gelegenheit, so viel zu lernen, und zu wachsen!
P.P.P.S.:
Gestern habe ich noch mit dem Diakon Bilder gemacht für die Einladungskarten zu
seiner Priesterweihe (die wird Ende Januar stattfinden). Nach dem
„Fotoshooting“ bestand er dann darauf, dass er nun auch noch ein paar Bilder
von mir machen würde – vor dem Altar in der Kathedrale (ich glaube, ich habe
schon einmal geschrieben, dass ich diesen Altarraum und ganz besonders das
Kreuz wirklich wunderschön finde). Und mit diesem „Lebenszeichen“ (da war die
Sandale noch ganz) nun wirklich ein „gute Nacht“ oder was auch immer heim!
schön, oder?! Alles aus Naturmaterialien. |
Grüße "heim"! |
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