Freitag, 10. Oktober 2014

Travelling with the bishop



Zunächst vorweg: dies ist ein SEHR langer Post…! Ich werde die nächsten Tage sicherlich nicht so viel posten (wenn überhaupt), so dass man das ruhig in mehreren Etappen lesen kann.
Ich war eine Woche mit Bischof Donald und dem Diakon unterwegs und habe jeweils abends meine Erlebnisse den Tag über aufgeschrieben (es gab natürlich kein Internet unterwegs, häufig auch kein Telefon und teils auch keinen Strom, deshalb folgt jetzt ein „Sammelpost“):

03.10.2014
Gerade, als ich dieses Datum tippe, realisiere ich, dass heute ja „Tag der Deutschen Einheit“ ist… - Uiii, das ging beinahe an mir vorbei!
Ich habe geschrieben, dass ich seit gestern mit dem Bischof und einem der beiden Diakone hier unterwegs bin und wir sind gestern über die erstaunlich guten Straßen nach Tari gekommen. Für mich völlig ungewohntes Reisen: ich hatte so gut wie keine Ahnung, wo es hingeht und überhaupt keine Ahnung, wo ich übernachten würde (der Bischof hatte das auch nicht organisiert im Vorfeld, denn das ist hier eher nicht üblich) – und ich war auch sonst eher ahnungslos, was alles auf mich zukommen würde ;-). Zwischenzeitlich weiß ich nun VIEL mehr ;-): ich bin hier bei Steyler Missionsschwestern (alle aus PNG) untergekommen – das ging als ich hier angekommen bin und der Bischof den Ortspfarrer gefragt hat, mit einem Telefonat und war überhaupt kein Problem! :D – das ist irgendwie auch eine sehr nette Art der Gastfreundschaft! Auch diese Schwestern sind sehr nett und ich wurde äußerst liebenswürdig empfangen!
Tari feiert das 60-jährige Jubiläum ihrer Gemeinde (vor 60 Jahren kam der erste Priester hierher und feierte Gottesdienst) und das wird groß gefeiert. Gestern war schon eine Prozession (die wir aber nicht mitbekommen haben) und noch eine Versammlung in der Kirche (für die Katholiken unter uns: mit Anbetung) und dann wurde die Nacht hindurch gesungen (ich habe geschlafen!), denn heute Morgen im Morgengrauen ging es los: Pigkill und Mumu! Wie genau das funktioniert, habe ich ja schon geschrieben, diesmal habe ich dann tatsächlich auch gesehen, wie die Schweine umgebracht werden (mit Schlägen auf den Kopf; das ging ziemlich schnell) und dann für’s „Mumu“ zubereitet werden. UND ich habe dann diesmal auch mitbekommen, wie das Essen wieder herausgeholt wird – UND: wir haben auch etwas davon abbekommen…! (Diesmal war ich aber vorsichtig und habe mir nur ein kleines NICHT FETTIGES Stück genommen – noch geht’s mir gut!)

Once more: the fires of hell… - oder so :-)

Das lebt noch


Die sind schon tot



…und so sieht es aus, wenn „Mumu“ fertig gekocht ist und das Essen herausgeholt wird…

Aus der Reihe: „Was man alles so in „Bilum“s transportiert“…

Um 9 Uhr sollte der Gottesdienst beginnen. Eine neue Zeiteinheit, die ich gelernt habe, ist „PNG-time“… - Die Schwestern und ich waren um 20 vor 9 da – um 10 Uhr habe ich dann entschieden, dass ich nochmals raus kann, denn da begannen die Proben für den Einzug. Um 10:15 Uhr wurden dann alle gebeten, sich für die Eingangsprozession nach draußen (auf die andere Straßenseite) zu begeben, um 10:30 Uhr begannen die Tänze (bzw. das „Singsing“) der traditionell gekleideten Menschen  - und nochmals 10 Minuten später begann die Prozession, so dass der Gottesdienst doch tatsächlich kurz vor 11 Uhr (!!!) beginnen konnte!
Unglaublich! Da ich ja aber ohnehin nichts anderes zu tun habe, finde ich das einfach nur spannend…!
Spannend ist auch, dass die Menschen hier (das ist jetzt die „Hela“-Provinz, nicht mehr die „Southern Highlands“) nicht Pidgin, sondern Huli sprechen. Nun ist Pidgin ja ohnehin eine Sprache, die eher als gemeinsame Sprache genutzt wird (da es hier über 800 verschiedene Sprachen gibt), doch zwischenzeitlich gibt es auch einige Leute, die Pidgin tatsächlich als Muttersprache haben. Hier spricht der Großteil der Menschen allerdings kein Pidgin, sondern Huli (da diese Sprache in einer großen Region hier verbreitet ist), so dass doch tatsächlich teilweise Leute bemüht werden, die von Pidgin nach Hula übersetzen.
Die große Sprachverwirrung für mich geht weiter! -> Ich verstehe wirklich immer mehr, aber es fällt mir sehr schwer, mich zu trauen, einfach zu sprechen (Kommentar des Bischofs: „That’s, because you are a perfectionist“ – Ja, da hat er mich in kurzer Zeit durchschaut. Spannend, denn ich stehe mir tendentiell eher selbst im Weg mit dieser Sprache, aber ich übe weiter! – Und: es ist einmal eine neue Erfahrung, wenn mir etwas nicht so leicht fällt, das ist gut!)

Beginn der Prozession


…wieder jede Menge „traditionally dressed locals“…


ADORABLE!!!

Heute Abend geht es dann nochmals weiter: der Vorabend des Festes des Hl. Franziskus wird gefeiert und morgen gehen die Feierlichkeiten entsprechend weiter! (Da hier viele „Capuchins“ – Brüder und Patres – sind, wird das groß gefeiert)  Die Vorbereitungen laufen schon  - ich sitze im Wohnzimmer der Schwestern und tippe, derweil wird in der Küche der Rest des Schweines für morgen vorbereitet und vor dem Haus werden weitere Hühnchen umgebracht. Der Strom ist gerade ausgefallen (wobei er hier bis vor 3 Tagen für 3 Wochen weg war…), doch alle sind darauf bestens vorbereitet…! Da ich nicht weiß, wann er wiederkommt, höre ich mal auf, weiterzutippen (damit ich die nächsten Tage noch Akku habe ;-)  ) und helfe stattdessen in der Küche beim Backen!
Best wishes aus den Highlands!
P.S.: Das MUSS ich noch schreiben: die Fahrt hierher führt durch atemberaubend schöne Natur teilweise. SO WUNDERSCHÖN!!! Leider konnte ich davon keine Bilder machen und ich habe auch noch kein Bird of Paradise gesehen (der Vogel, der auf der Flagge von PNG abgebildet ist), aber ich hoffe, das kann ich noch nachholen. 

05.10.14 Pureni
Das Franziskusfest ist vorbei, diesmal war ich VIEL besser vorbereitet – ich bin einfach über eine halbe Stunde später in die Kirche gegangen und war dann nur noch ein kleines bisschen zu früh ;-) – und im Anschluss daran gab es das wirklich SEHR LECKERE und ÜPPIGE Mittagessen, das ja bereits den ganzen Tag vorher und auch ab morgens 6 Uhr am 04.10. vorbereitet wurde. Eigentlich war geplant, dass der Bischof dann im Laufe des Nachmittags aufbricht nach Pureni, er änderte seine Meinung dann aber, da er noch einige Leute in seinem Truck nach Pureni mitnehmen wollte – und da diesem Truck das hintere Fenster fehlt, wollte er vor dem einsetzenden Regen so weit wie möglich sein (der Bischof hatte nämlich einen anderen Termin: er hatte in Tari in der dortigen Secondary School eine Firmung, empfahl mir aber, in der Gemeinde zu bleiben, da das interessanter zu werden schien). Das bedeutete, dass ich sofort nach dem Mittagessen losmusste (ein Glück, dass das pünktlich stattgefunden hat ;-)  ). Die Leute haben mich dann auch sehr herzlich wieder verabschiedet und sehr viele haben mich darauf angesprochen, dass ich doch unbedingt dort in Tari in der Schule unterrichten sollte – gerade einen Chemielehrer bräuchten sie… ;-) Dem Bischof haben das auch einige Leute gesagt – nun schauen wir einmal, ob und wie sich das verwirklichen lässt (Ich muss ja zugeben, dass ich dort sehr wohlwollend aufgenommen wurde und es mir wirklich gut gefallen hat! – UND: Tari hat auch einen Flughafen ;-)  ).
Die Fahrt nach Pureni war dann recht kurz (Fahrtzeit ca. 45 Min) dafür aber über Straßen, die man definitiv nicht mehr als „gut“  bezeichnen kann und ein Teil der Straße wurde gerade ausgebessert (das bedeutet, man kippt Steine drauf und walzt das so gut es geht platt). Das bedeutete, dass wir im strömenden Regen (…wir haben es natürlich nicht geschafft, vorher anzukommen…) ca. 5 Minuten (mit dem Auto) von unserem Ziel entfernt auf einer Matschstraße standen und nicht wussten, ob wir weiterkommen würden (und wenn ja, wann), oder was das Problem war, etc., denn vor unserem Auto waren noch einige weitere Autos und auch ein LKW und somit war die Sicht versperrt. Nach ca. 30 Minuten konnten wir dann aber den Bagger (oder was auch immer das war) passieren und noch weiterfahren. 
Es regnet und die Straße ist blockiert!

…aber wir sind die Attraktion… ;-)

Heute morgen war dann Firmung hier in Pureni und hier wurde ich besonders herzlich empfangen. Ich bekam am Anfang (genau wie der Bischof und der „Headbrother“ der „Capuchins“ – der zur Visitation herkam) ein kleines Blumensträußchen überreicht und am Schluss ein „Laplap“ – ein buntes Tuch, das für Allerlei genutzt wird (passend dazu, dass in Deutschland bestimmt schon wieder Lebkuchen in den Regalen zu finden sind, ist darauf „Merry Christmas“ und „Papua New Guinea“ zu lesen ;-) – und die Farben: weihnachtlich grün-rot!). Ich habe mich – ERNSTHAFT! – wirklich gefreut und habe mich gefragt, warum das so sein könnte. Mir wurde dann berichtet, dass diese Leute hier „very  special“ sind und dass viele andere Leute über sie berichten, dass sie ständig kämpfen und es gefährlich sei, hierher zu reisen und dass sie sich entsprechend gefreut haben, dass ich es „gewagt“ habe, hierherzukommen und die Reise nicht gescheut habe.
Später wurde mir dann vom „Headbrother“ berichtet, dass das Völkchen hier eben sehr kampfeslustig sei und zunächst einmal alles Neue, was ihnen entgegenkommt, ablehnt und ggf. bekämpft, dann aber darüber nachdenkt und es annimmt. ;-) Und ich habe mich dann gefragt, ob ich mich hier wohlfühle, weil ich mich in dieser Beschreibung durchaus ein wenig wiederfinde?! ;-)…
Wie auch immer: die Firmung war ebenfalls ein großartiger Gottesdienst. Eine richtig große Kirche, die richtig voll war und ganz besonders voller junger Leute und Kinder. Sehr begeisternd. Spannend auch, dass die Kinder (auch wirklich kleine) alle vorne saßen und durch „Aufpasser“ mit einem Stöckchen für Ruhe gesorgt wurde. Für uns unvorstellbar, hier ganz normal. 95 Firmlinge waren es und auch hier gab es eine Besonderheit: nach der Firmung wollen die Firmlinge beweisen, dass sie schon stark und erwachsen sind und deshalb gibt es hier tatsächlich einen Rutenschlag – Bischof Donald hat mir das am Abend vorher erzählt und ich wollte es zunächst nicht glauben, aber das ist tatsächlich so. Und das ist nicht ein Tätscheln, sondern wirklich ein Schlag (…wobei es durchaus Unterschiede gab: die Mädchen und die älteren Frauen kamen viel besser weg! ;-)  ) – und deshalb wurden auch mehrere Ruten gebraucht, da einige zu Bruch gingen. Ich wiederhole mich: unglaublich!
…führten die Prozession an…

Nicht nur Backenstreich, …

…sondern – traditionell für die Huli – (leichter) Peitschenhieb…

Am Ende des Gottesdienstes gab es eine große Überraschung für die Gemeinde: der Bischof verkündete, dass der indische Priester („Capuchin“), der seit drei Monaten hier vertretungsweise ist (davor war die Gemeinde über drei Jahre ohne Pfarrer), als neuer ständiger Priester in der Gemeinde bleiben wird. Die Gemeinde wusste das nicht und ich war sehr begeistert und gerührt, wie sehr sich die Menschen darüber gefreut haben! Im Anschluss haben dann noch Einige mit mir gesprochen und mir erzählt, dass dieser Priester genau der richtige für hier sei und dass sie ihn sehr mögen und er in diesen drei Monaten schon so viel Gutes gewirkt hat, etc. – Ich freue mich ehrlich gesagt immer noch!
Und auch hier haben mich Leute angesprochen, dass ich doch hierher kommen soll – dann würde ich ganz schnell nicht nur Pidgin, sondern auch Huli lernen (oh my,… , dann ist die Sprachverwirrung komplett – immerhin kann ich jetzt „guten Mittag“ und „guten Abend“ in Huli sagen ;-)  ) – und außerdem solle ich an der „Tari Sec“ (die oben angeführte Secondary School) unterrichten… - na, wir werden sehen!
Morgen geht es weiter – irgendwohin (ich habe den Namen schon wieder vergessen) – und es ist noch nicht klar, ob wir alles fahren können, oder den letzten Teil der Strecke zu Fuß gehen müssen, denn evtl. ist die Straße zu schlecht. Ich werde berichten! 

06.10.14 Hungi
So, Hungi it is…! Und wieder haben wir die ursprüngliche Planung über den Haufen geworfen und sind heute morgen bereits um 6 Uhr losgefahren, denn die Straße, die wir nehmen mussten, war dieselbe, über die wir hergekommen sind – und: da waren ja Bauarbeiten! Also war die Idee, im Morgengrauen loszufahren, um VOR den Straßenausbesserungsmaßnahmen durchzukommen – und das ist uns tatsächlich gelungen! Wir haben zwar schon die Leute in ihren LKWs und Baggern etc. gesehen, aber sie hatten noch nicht angefangen zu arbeiten. Irgendwo zweigte dann unsere „Straße“ ab und dann begann das Abenteuer! Diese „Straße“ führte durch kleine Flussläufe und hatte viele Schlaglöcher etc., so dass wir nötig den Vierradantrieb brauchten. 
Der spannendste Teil der Straße

…durch diesen Flusslauf müsst Ihr kommen…
 


Aber: die Natur war wieder beeindruckend schön und wir kamen nach 1,5 Stunden Fahrt (ca.) schon an unserem Ziel an. Dort hatten wir dann noch etwas Zeit, denn natürlich hatte uns niemand so früh erwartet und eigentlich wäre dieser Tag auch einfach „frei“ gewesen, doch dann kamen nach und nach immer mehr Leute aus den umliegenden Dörfern (Hungi liegt im Tal, umgeben von lauter Bergen – und dort sind i.d.R. die Siedlungen). Statt eines ganz einfachen Werktagsgottesdienstes gab es dann um viertel nach zehn eine riesige, imposante Feier: die Leute hießen uns (mich eingeschlossen!) ganz herzlich willkommen und überreichten uns je einen Blütenkranz - ;-) sehr hübsch! Besonders schön war, dass auch die Leute, die zur CBC (Christian Bible Church) gehören kamen, um den Bischof zu begrüßen und allerlei Dinge mitbrachten: Massen an Zuckerrohr und diverse Gemüsesorten etc. und dann auch dem Gottesdienst beiwohnten. Das ist doch ein schönes Zeichen der Ökumene mitten im „Bush“! 
Angekommen in Hungi…

…werden wir schon erwartet und willkommen geheißen.

Das war nicht der erwartet kleine Gottesdienst, sondern eine große Feier.

„Wait meri“ macht Bilder :-)

Alle bringen ihre Gaben

Nach dem Gottesdienst gab es einmal wieder „Mumu“ – ich habe aufgehört, mitzuzählen – Mumu die vierte vielleicht?!?!??? – aber dieses Mal war das Essen wirklich besonders LECKER – best Mumu ever – so far (sowohl das Schwein, als auch das Hühnchen und das Gemüse!)! Anschließend war wirklich „frei“ und ich habe die Zeit genutzt, mich unter’s Volk zu mischen ;-) – geht natürlich nicht, aber immerhin war ich mit draußen und habe versucht, zu kommunizieren! Die letzten beiden Tage in Pureni haben mir wirklich sehr geholfen, mein Tok Pisin aufzubessern, aber das bringt mir hier recht wenig, denn die meisten Leute sprechen nur Huli… - naja, mit Händen und Füßen, viel Lächeln und Lachen und ein wenig Übersetzen ging doch einiges! In der Regel bin ich umringt von den Kindern und den Frauen, die Männer scharen sich eher um den Bischof. Für die Mädchen sind meine Haare die Attraktion, heute waren sie ganz wild darauf, die einmal anfassen zu dürfen – so glatte Haare (und damit i.d.R. auch so lange Haare) gibt es hier halt nicht. Sehr nett!
Ich bin meist umringt von Frauen (und  Kindern)

Ich wurde dann auch gleich den Wasserfall hinauf geführt (das ist kein Witz, eine Frau hat darauf bestanden, dass sie meine Hand hält, damit ich nicht stürze bei all dem rutschigen Untergrund – vielleicht sollte ich dazu erwähnen, dass ich meine sehr guten Trekkingschuhe anhatte, und sie – wie die meisten hier – barfuß unterwegs war…  - und dennoch war sie VIEL sicherer auf dem Untergrund!;-)  ) und durfte dann beim Hinuntergehen tatsächlich alleine gehen (denn mir war sehr viel wohler, dass ich ggf. meine Hände habe, um mich abzustützen).
Nachmittags habe ich dann den Diakon ein wenig unterstützt, der die Kinder und Jugendlichen gebeten hat, ihm zu helfen, zunächst den Wassertank wieder aufzufüllen und dann den Fußweg etwas auszubessern. In diesem Wassertank ist das Wasser, mit dem wir uns hier duschen (es kommt von dem Wasserfall und wird in Eimern hertransportiert – und ist selbstverständlich nicht warm), das Wasser zum Trinken kommt ebenfalls von diesem Wasserfall – immerhin kochen wir es aber zunächst ab! Da ich dies alles erst poste, wenn ich schon wieder gut in Mendi angekommen bin, kann ich ja auch schreiben, dass gerade vorher das Gas ausgegangen ist und wir jetzt noch ein paar Liter abgekochtes Wasser haben, danach aber schauen müssen, wie wir an mehr kommen ;-). Spannend! 
Der „Weg“, bevor die Jugendlichen Steine herbeibrachten

…und dann kamen die Steine!

Und morgen wird es noch spannender, denn wir werden ca. 1,5 Stunden den Berg hinaufsteigen, um dort oben in einer der „Outstations“ Firmung zu feiern! Straßen nach dort gibt es natürlich nicht und Telefonnetz gibt es schon hier nicht mehr.
Das Haus, in dem wir alle drei hier untergebracht sind (zum ersten Mal im gleichen Haus!) ist das des Pfarrers (falls es hier einen gäbe) und das ist durchaus ein Abenteuer hier zu leben. Am Schlimmsten empfinde ich den allgegenwärtigen Matsch (der natürlich nicht besser wird, wenn hunderte Leute immer wieder hindurchlaufen) und hier in diesem Haus merkt man auch, dass es nicht bewohnt wird, es ist doch eher gewöhnungsbedüftig (und dennoch sind wir noch LANGE nicht am unteren Ende der Skala angekommen; ich bin gespannt, wie es morgen weitergeht).
Ich hatte erwähnt, dass die Kinder noch den Fußweg ausgebessert haben: dafür haben sie mit Schubkarren Steine (vom Becken des Wasserfalls) herangebracht und dann auf dem Weg verteilt. Sehr gut, hoffen wir, dass das bis übermorgen hält (da ist dann hier unten die Firmung)! Im Gegenzug haben die Kinder bei uns dann noch zu essen bekommen und zuletzt hat der Diakon dann noch eine Runde mit ihnen gesungen. Truly adorable! Wirklich ganz besonders diese Kinder! Tragisch aber, dass es hier so gut wie keine Versorgung gibt, es gibt sehr viele Analphabeten und die nächste Schule ist eigentlich nicht erreichbar für die Kinder (und viele Kinder hier nehmen sehr lange Fußwege auf sich, bzw. wohnen unter der Woche dort, weil sie viel zu lange bräuchten jeden Tag). Auch die Erwachsenen kümmern sich nicht sonderlich um die Kinder, die laufen so nebenher mit. Sehr schade, sie waren heute so eifrig bei der Sache und haben so gerne mitgearbeitet und dann auch wirklich ganz begeistert mitgesungen – es wäre so einfach, hier mit wenig schon etwas zu bewirken!
Morgen geht das Abenteuer also weiter…! Ich bin gespannt und werde berichten! (…und danach kommen wir noch an einen Platz, wo nicht klar ist, wo ich unterkommen kann – wenn ich ebenfalls dorthin möchte, dann muss ich wohl irgendwo bei den Frauen übernachten, ganz einfach, aber bestimmt ein Erlebnis. Ich bin gespannt, ob „sie“ (wer auch immer das ist, irgendjemand ist immer zuständig :-) ) das zulassen, oder ob sie mich eine halbe Stunde weiter zu anderen Schwestern bringen, oder ob ich gar mit jemand anderem nach Tari zurückfahre (ich werde das auch davon abhängig machen, wie es mir in zwei Tagen geht, und ob ich mich noch nach etwas Abenteuer sehne, oder ob ich eher wieder zurück in die Zivilisation will ;-) – wie gesagt: wie gut, dass Ihr das erst lest, wenn ich schon wieder gut daheim bin! ;-)  ).
Herzliche Grüße „heim“ (die Geräusche, die von draußen hereindringen sind phantastisch: das Rauschen des Wasserfalls, das Zirpen der Grillen, ganz entfernt noch Geräusche von den Leuten, die hier in der Nähe wohnen, … - ich fühle mich wie im Urlaub und bin sehr dankbar!!!) 
Ein Bild nur für Mama :-) – ein „wilder“ Trompetenbaum ;-)


07.10.14 immer noch (bzw. wieder) Hungi
What a great day! Heute morgen ging es los – um ca. 7 Uhr. Ziel: den Berg hinauf zu einer „Outstation“ – Timugu – ca. 4 km den Berg hinauf. Allerdings: es ging wirklich fast die gesamten 4 Kilometer den Berg hinauf – und zwar nicht so, wie bei uns i.d.R. Wanderwege verlaufen, im Zick-zack, sondern die Fluchtlinie, die direkte Verbindung (mit winzigen Abweichungen). Die Steigung war so, dass man das schon lange nicht mehr wandern nennen kann, sondern mindestens Bergsteigen, wenn nicht sogar klettern…! SEHR anstrengend!!! Vor allem, weil es für die Leute hier völlig normal ist und sie ein Tempo angeschlagen haben, das zwar ein wunderbares Wandertempo für die Ebene ist, das für mich den Berg hinauf aber viel zu schnell war.
Um kurz vor 7 Uhr waren schon sehr viele Leute draußen versammelt, die alle mit uns den Berg besteigen wollten, um dem Bischof das Geleit zu geben; als wir dann auch fertig waren, haben sie angeboten, unsere Taschen/ Rucksäcke zu tragen. Das musste ich natürlich ablehnen, mehrfach, sehr vehement (denn: selbst ist die Frau)! Dann den Berg hinauf bekam ich auch einen Wanderstock angeboten, der schnell aus einem der Bäume gefertigt wurde, auch den musste ich zunächst ablehnen, genauso wie die vielen Hände, die mich immer wieder stützen wollten. Bis zirka zur Hälfte habe ich das auch alles geschafft (obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon überlegte, ob ich es wirklich schaffen würde, denn das Tempo, das wir angeschlagen hatten, war für mich schlicht zu schnell), dann habe ich entschieden, dass ich mir auch einmal helfen lassen kann und nicht die starke Frau spielen muss und habe sowohl den Stock dankend angenommen, als auch zugelassen, dass einer der Männer meinen Rucksack hinaufträgt – und nach einer kleinen Pause und ein wenig Dextrose ging’s auch wieder recht ordentlich. Nach ca. 1 1/4 Stunden kamen wir dann oben an (ich finde, das war wirklich rasend schnell) und das Problem war, dass uns bewusst war, dass wir wieder hinunter mussten :-). Das Problem an der Strecke ist natürlich nicht nur die Steilheit, sondern besonders, dass der Weg aus einer Mischung aus Schlamm, Steinen und Wurzeln besteht – „ideal“ also, um dort auszurutschen…!
Nach 4 km steil bergauf: Atemberaubend schöne Natur!

Wie auch immer: zunächst wurden wir dort oben willkommen geheißen, wieder sehr traditionell und auch wieder sehr herzlich! Einige „alte“ Bekannte haben wir dort wiedergetroffen: sie waren dem Bischof nachgereist – von Tari über Hungi nun in die „Outstation“. Wir wurden herumgeführt und es war sehr offensichtlich, dass dies wirklich ein „Bush-Place“ ist: eine winzige Schule, eine kleine Kirche, ein Haus für den (momentan nicht vorhandenen) Priester, eines für die Katecheten, eines für die Männer und eines für die Frauen – em tasol (das ist alles!)!
Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass alles, was dort oben an Baumaterialien war, von den Leuten denselben Weg hinaufgeschleppt wurde, den auch wir gegangen waren. Wirklich sehr beeindruckend! Überhaupt: sehr beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit und in welcher Geschwindigkeit die Leute hier das meistern. Da hat mich eine Mutter überholt, die ein Kleinkind auf ihren Schultern sitzen hatte, und dann noch ein riesen „Bilum“ (Beutel) auf dem Rücken. Beeindruckend auch: damit die Firmung dort oben mit „gescheiter“ Musik stattfinden konnte, wurde eigens ein kleiner Generator, ein Keyboard, sowie Gitarren etc. den Berg hinauf- und auch wieder heruntergetragen! (Nebenbemerkung: eine FRAU hat den Generator hinaufgetragen). Diese Leute faszinieren mich, ganz besonders die Frauen! Die, die mich dann den Berg hinauf unterstützt hat, war so schmächtig und so stark zugleich!
Der Firmgottesdienst fand dann draußen unter freiem Himmel statt, was sehr schön war. Der Großteil der Leute hier spricht ausschließlich Huli und kein Tok Pisin, was bedeutete, dass alles übersetzt werden musste. Nach dem Gottesdienst dann wieder „Mumu“ (die fünfte?!?) und ein bisschen „toktok“ (schwäbisch: „schwätzen“ ;-) ) – ich verständige mich in Pidgin, Englisch und den 3 Worten Huli, die mir beigebracht werden (und Gesten natürlich) und sorge für einige Lacher, wenn ich versuche, Früchte, die mir gereicht werden, „richtig“ zu essen (es gibt hier z.B. eine Frucht, die sehr ähnlich schmeckt, wie Kokosnuss, die aber völlig anders aussieht – und eine Frucht, die „Tree Tomato“ oder so heißt, aber völlig anders schmeckt, als Tomaten und die wurden mir geschenkt) – und ja, ich erkundige mich immer im Voraus, ob das jetzt nicht irgend eine Droge oder so ist ;-) ! Ansonsten ist meine Kamera (bzw. die des Bischofs, denn ich mache auch mit seiner Kamera viele Bilder!) eine Attraktion. Alle wollen mit auf dem Bild sein und sobald sie sehen, dass ich ein Foto mache, kommen sie angerannt und versuchen, noch mit darauf zu sein.
So langsam bin ich hier auch angekommen und verbringe meine Zeit gerne mit den Menschen, egal, ob ich sie verstehe, oder nicht; sie sind einfach so herzlich und erfreut, dass ich da bin – und ich muss es nochmals wiederholen: ich bin wirklich genauso eine Attraktion für sie, wie sie für mich!
Warm welcome

Auch ich habe es geschafft und werde herzlich willkommen geheißen!
Keyboard, Generator, Gitarren, etc. – alles wurde den Berg hinaufgeschleppt.

Firmung auch hier…

…und der Schlag mit dem Stock…
I love this picture

Die Kinder trinken Regenwasser aus der Tonne – mithilfe von großen Blättern
 
Der Weg hinunter war dann für mich erstaunlicherweise doch kein so großes Problem. Nun gut, es war sehr anstrengend und ich bin sicher, dass ich morgen meine Oberschenkel und auch meine Knie merken werde (…wer hätte gedacht, dass mein „kaputtes“ Knie wieder solch große Anstrengungen durchstehen kann?!? – Einfach GENIAL!...), aber irgendwie brauchte ich hinunter vor allem Gleichgewicht, einen guten Stock und eine freie Hand und habe es (mit ganz kurzen Hilfen der Mitgehenden) sehr gut geschafft! – Nun gut, meinen Rucksack hatte ich oben gleich freiwillig abgegeben: eine nette Lady hatte mir das angeboten und ich hatte vom Weg hoch gelernt ;-) !
Wir hatten zudem großes Glück: der Regen setzte erst ein, als wir den Berg beinahe schon wieder unten waren, so dass die Bedingungen nicht noch zusätzlich erschwert waren.
Auch den Weg hinunter beinahe geschafft – nur noch die allerletzten Meter! – Hier bekommt man eine gute Vorstellung davon, wie steil der Weg ist…

 Unten angekommen wollte ich mich vor allem duschen, denn ich war nur ganz leicht verschwitzt ;-) – und mir wurde ein wunderbares kleines Wasserfällchen gezeigt, in dem ich meine Haare und dann einfach auch noch mich ganz waschen konnte (in dem Rinnsal im Haus, wo wir hier übernachten, hätte das Haarewaschen Stunden gedauert) – da dieser Wasserfall natürlich prinzipiell sehr „öffentlich“ ist, habe ich das der Einfachheit halber gleich mitsamt Kleidung gemacht (…die war ohnehin entweder nass – denn es hatte dann unten doch noch angefangen zu regnen, bzw. ich war verschwitzt – oder so dreckig – vom ganzen Schlamm den Weg hinunter). Sehr erfrischend und wohltuend – und gar nicht so kalt!
Dann war es erst mitten am Nachmittag und wir haben hier unten noch ein wenig geratscht und uns dann aber verabschiedet: essen (ein Pater und der Diakon haben gekocht! Sehr lecker), noch ein bisschen schwätzen und dann in’s Bett, bzw. an den Laptop!
Nun ist’s aber gut! Ein wunderschöner Tag, wunderschöne Landschaft, ich habe sogar „Birds of Paradise“ gehört, aber halt nicht gesehen…!:-) Und: wirklich sehr herzliche Leute!

08.10.14 Hedemari (wie auch immer man das schreiben mag…)
…wirklich sehr herzliche Leute: heute Morgen habe ich nach dem Firmgottesdienst in Hungi doch tatsächlich noch ein wunderbares „Bilum“ bekommen – ein sehr großes, traditionelles (also wirklich aus Naturmaterialien und nicht aus gekauftem Garn!)! Ich freue mich sehr, ich finde die nämlich absolut großartig! Die Menschen dort haben mir gesagt, ich solle die Erinnerung an sie in dieser Tasche mitnehmen – das werde ich sicherlich tun! Und: ich soll wiederkommen – dann lehren sie mich auch noch „Huli“ – irgendwo habe ich das schon mal gehört ;-).
Warten, bis der Firmgottesdienst losgeht…

Ich habe ein großartiges „Bilum“ bekommen und freue mich riesig! Natürlich muss ich es auf die einzig richtige Art (für Frauen) tragen – über den Kopf!

Die Eltern dieses Babys dachten, es sei tot und wollten es schon begraben, als es wieder anfing zu atmen. Nun baten sie um einen besonderen Segen für ihren Sohn (…der Name…: Michael Jackson… - kein Witz…!)

Große Gruppe an Firmlingen – aus Hungi und einigen umliegenden „Outstations“

Der Abschied aus Hungi war ebenfalls sehr herzlich – die Leute haben gewinkt und es ist wirklich schön, die strahlenden Augen und Gesichter zu sehen, wenn sie den Bischof (und ehrlich gesagt auch mich) vorbeifahren sehen.
Einer der „Capuchins“-Priester war ebenfalls die Tage mit dort und hatte einen ganzen Truck voller junger Leute aus der Gegend um Tari mitgebracht, die die letzten Tage tat- (und sang-) kräftig unterstützt haben, die auch wieder mit zurückgefahren sind – den Weg bis Hedemari haben wir gemeinsam zurückgelegt – und auch hier war der Abschied sehr herzlich! ;-)
Nach dem Firmgottesdienst um die Mittagszeit haben wir uns aufgemacht nach Hedemari, wo eigentlich nichts großes geplant war (dachte zumindest der Bischof): bei der Ankunft dann wurden wir wieder mit Blumenkränzen und „Singsing“ empfangen und es folgte eine Zusammenkunft in der Kirche (die voll war… - die Leute kamen wieder aus den entlegensten Gegenden, um den Bischof zu sehen…!), anschließend: genau: „Mumu“! (die sechste?!? I’m loosing track!). 
Ökumene: Leute der „CBC“ sind auch eigens gekommen.

Aber: der indische Priester hier (bzw. ein paar Frauen, die er darum gebeten hat ;-) ) hat auch noch gekocht, so dass es auch leckeres Gemüse und Reis und Hühnchen gab. Sehr lecker! Außerdem habe ich die Gelegenheit genutzt und warm geduscht (ein Luxus! ;-)  ) – und werde nachher das nächste Abenteuer starten: das Haus des Priesters ist nämlich winzig, so dass er mich ausquartieren muss – in ein traditionelles Haus hier nebenan. Und damit ich mich nicht einsam fühle, hat er mir gleich noch ein paar Frauen (drei? Oder doch nur zwei?) organisiert, die mit mir dort übernachten. Eine davon spricht sogar englisch und die andere Pidgin, wir werden also kommunizieren können! Ich werde die einzige Matratze haben… ;-) – auch ein Luxus.
Ich werde morgen berichten, wie ich geschlafen habe (wobei ich hier in der Regel wirklich sehr gut schlafe!) und verabschiede mich für heute!

10.10.14 back in Mendi
Gestern war so ein langer Tag, dass wir erst spät abends nach Hause gekommen sind, und ich keine Energie mehr hatte, noch etwas zu schreiben (die letzten 5 Stunden Fahrt von Tari nach Mendi waren anstrengend, insbesondere die letzten beiden Stunden; da muss es schwere Regenfälle gegeben haben… - very bumpy roads). Für die Katholiken unter uns: eine Abfahrt war so, dass der Bischof den Diakon und mich – zwar lachend, aber dennoch mit einem gewissen Ernst – fragte: „Is everyone in the state of grace?!?“ … - Damit habt Ihr vielleicht eine Idee, wie die Straße war…
Back to Hedemari: Meine Nacht in diesem „traditional style house“ war sehr interessant. Da waren wirklich drei Damen mit mir und wir haben noch ein wenig getratscht abends und dann geschlafen. In der Mitte des Hauses (alles brennbare Materialien!) war ein Feuer entfacht, das permanent brennt, bzw. immer wieder neu entfacht wird – morgens aus der Glut vom Vortag…! Abends war mir richtig warm, im Morgengrauen war es dann doch etwas frisch. Insgesamt habe ich gar nicht so schlecht geschlafen, das war ein bisschen wie Camping, man hört halt alles, was außen so passiert… ;-) . Etwas irritierend für mich war der Rauch, der ständig präsent war (in diesem neuen Haus war das noch nicht so schlimm, aber ich kann mir vorstellen, dass das in älteren Häusern sehr krass werden kann…) – ich wundere mich nicht, dass viele Kinder hier Atemprobleme haben. Auf jeden Fall war das ein schönes Erlebnis, aber ich freute mich dann doch über die Dusche (warm!!!) am Morgen ;-). Kleinigkeiten, die erfreuen können! 
Hier habe ich übernachtet

Diese drei Frauen haben da mit mir übernachtet (und sich genauso gefreut, wie ich!)

Es folgte ein Gottesdienst, die Einweihung einer Grotte und dann ging es auch schon (nach allerlei Händeschütteln) zurück nach Tari, wo der Bischof ein Meeting hatte (ich verbrachte die Zeit bei den Schwestern) und nach diesem (das natürlich sehr viel länger dauerte, als geplant) brachen wir dann wieder auf nach Mendi.

So: now you made it! ;-)
Ich bin, wie gesagt, wieder gut daheim und habe heute nacht auch ganz prima geschlafen, die Kleider sind noch nicht gewaschen, aber das kommt noch (ich werde mich mal mit den älteren Waschmaschinen anfreunden, denn da kann man selbst Wasser einfüllen – und damit kann ich auch WARM waschen ;-)  . Über welche Dinge man sich hier so Gedanken macht…
Ein wunderschönes Wochenende!

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