05.11.2014
Nun ja, ich
gebe zu, der Titel ist zu reißerisch, aber schließlich sollt Ihr ja auch etwas
zu lachen haben….!
„Hallo“ nach
Hause!
Es ist mal
wieder Mittwoch und an der Zeit, dass ich von den Erlebnissen der letzten Woche
berichte!
Beginnen wir
chronologisch:
am Samstag
wurde ich von einem der Brüder mitgenommen nach Mt. Hagen – einen halben Tag
„Shopping“ und dann eine Schwester und einen Priester von dortigen Flughafen
abholen. Im Vorfeld wurde mir gesagt, dass ich aufpassen solle und keinerlei
Bilums (…Umhängetaschen…) mitnehmen solle, denn es gäbe dort sehr viele
Straßendiebe – besonders vor „kleinen“ Jungs sollte ich mich vorsehen.
Nun war das
ja nicht mein erster Aufenthalt an einem Ort, der vielleicht nicht ganz so
sicher ist, aber dennoch war der gute Bruder etwas besorgt um mich ;-). Aber –
um das vorweg zu nehmen – ich bin heil wieder „daheim“ in Mendi angekommen und mir
wurde nichts geklaut. Ganz touristisch bin ich mit einem Bauchgeldbeutel und
einem weiteren Bauchbeutel, den ich noch mit einem Karabiner an den
Gürtelschlaufen befestigt hatte, aufgebrochen. ;-) Ein wenig haben sie dann
doch über mich gelächelt, denn ich konnte den Bauchbeutel unter meiner
Fleecejacke verstecken – und sah damit definitiv schwanger aus. Wie auch immer:
all went well (in einem Supermarkt ist mir tatsächlich ein Junge die ganze Zeit
mehr oder weniger unauffällig gefolgt, aber ich habe ihn immer im Auge behalten
und vor allem hatte ich meinen Bauchbeutel immer fest im Griff) und es war ein
aufregender Tag.
Aufregend im
positiven Sinn (wenn man mal davon absieht, dass es halt drei Stunden Fahrt
über teils echt nicht gute Straßen sind), denn ich habe jetzt sooooooo viele
Luxusgüter: Schokolade (auch Backschokolade!), Nutella, Honig, Mayonnaise,
Senf, Kaugummi (und zwar nicht nur diesen furchtbar „bäbbig“-süßen, den es hier
in Mendi gibt), Rum- und Vanillearoma zum backen, Maismehl, „Multi grain“-Brot
(naja, dennoch Toastbrot, aber immerhin…!), Deospray, Duschgel, Kakaopulver,
Käse, und bestimmt noch irgendwas, was ich vergessen habe – oh, ja, auf jeden
Fall: RINDFLEISCH (…auch Hackfleisch…) ;-). I’m THRILLED! ;-) Schon spannend, gell,
wie man plötzlich so dankbar ist für Dinge, die einem daheim so ganz selbstverständlich
vorkommen! :-)
Im Baumarkt - ist das nicht herzig?! Barfuß... |
Auf der
Fahrt nach Hagen hat einer der Locals, die wir eigentlich nur bis zu ihrem Dorf
mitnehmen wollten, beschlossen, dann doch mit uns nach Hagen und dann erst zum
Dorf zurückzufahren, so dass er die ganze Zeit mit dabei war. Prinzipiell ist
so etwas ja eine gute Sache, denn dann hat man jemanden, der auf das Auto
aufpasst, während man selbst einkaufen ist, aber manchmal ist das auch ganz
schön anstrengend (zumal wir ohnehin Ben mitgenommen hatten – den Sohn des
Kochs der Capuchins). Dieser junge Herr war durchaus sehr hilfreich, aber vor
allem schien er darum bemüht, mich irgendwie zu beschützen. Das führte dann
dazu, dass ich so gut wie keinen Schritt tun konnte, ohne ihn sehr nah neben
mir zu haben und dass ich nirgends hinkonnte, ohne, dass er mir erklärte, was
das jetzt alles ist (also auch solche Dinge, wie Öl, Ketchup und Mehl oder so)
– aaaaaahhhhh. Im zweiten Laden bin ich dann ein klitzekleines bisschen
geplatzt und habe ihn gebeten (freundlich lachend allerdings), doch bitte beim
Bruder zu bleiben und habe gesagt, dass ich in Deutschland immer alles alleine
machen muss und das gewöhnt bin und das deswegen jetzt auch alleine machen
möchte (also auch Tüten tragen etc.) – und dann hat das auch geklappt! Sehr
gut!
Mt. Hagen
ist übrigens nicht wirklich sehenswert, aber definitiv deutlich größer als
Mendi, aber es war für mich unbedingt eine Reise wert! Nachdem wir die
Schwester und den Priester dann vom Flughafen abgeholt hatten, kam mein
Kulturschock, denn wir sind in ein Café gegangen, das gegenüber dem Flughafen
liegt – und das ist sooooooooooooooo „westlich“ („first world“, … - ich weiß
gar nicht, wie ich das sagen soll…): da waren wirklich (außer den beiden Jungs,
die wir mitgebracht hatten) nur „Weiße“. Keine Ahnung, woher, einige sicherlich
aus Australien und Neuseeland, dann bestimmt Amerika, und irgendwelche Asiaten
(Korea???) – einige Piloten, andere hatten wohl ein „Business“, wieder andere
schienen eher touristisch oder weltverbesserisch unterwegs zu sein, aber da
waren auch bestimmt 6 kleine Kinder – oh, und da war eine Deutsche, die das
managt – aus Oberkirch im Schwarzwald… - jaja, so klein ist die Welt.
Nun ja, ich
war dankbar, denn ich hatte einen richtig guten Cappuccino und ein Sandwich –
und halt nen Kulturschock nach all den Wochen „in der Pampa“.
Der Weg
zurück hatte dann auch noch ein „Highlight“, allerdings nicht unbedingt der
positiven Art: auf dem „Highway“ (der heißt so!) stoppten vor uns plötzlich
allerlei Autos und es waren sehr viele Menschen unterwegs (ich habe gelernt,
dass das hier nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist) – und dann haben wir auch
gesehen, was das Problem war: direkt vor uns auf der Straße versuchte ein Mann,
der möglicherweise betrunken war, auf den Truck vor uns zu klettern und
allerlei Menschen versuchten ihn davon abzuhalten (das läuft hier leider selten
gewaltfrei ab: Schläge und Tritte gehören da leider dazu, was mich immer auf
die Palme bringt… - oh, das erinnert mich: ich habe Euch nie von der Schlägerei
vor der Schule erzählt, oder?! – das muss ich noch nachholen). Was auch immer
da vorgefallen war, keine Ahnung, aber nach kurzer Zeit haben wir bemerkt, dass
dem Mann die Kleider weggenommen wurden und er halbnackt versuchte, um sich zu
schlagen. Ich war ganz dankbar, dass ich mit 3 anderen Menschen im Auto saß
(die Jungs saßen hinten auf der Ladefläche) und vor allem war ich auch dankbar,
dass es nach kurzer Zeit einem anderen Mann draußen gelungen ist, diesen Mann
von der Straße zu bringen (…und dann lief er mit ihm und seinen Kleidern von
der Straße weg). Wie gesagt. keine Ahnung, was da los war, aber mal wieder ein
Einblick in die Unberechenbarkeit der Menschen hier.
Ansonsten
war die Fahrt landschaftlich wunderschön – ich bin immer ganz fasziniert, WIE
schön die Natur hier teilweise ist – und mir wurde eine ganz besondere Ehre
zuteil: der Mount Giluwe (nach dem Mount Wilhelm der zweithöchste Berg in PNG,
wenn ich mich nicht irre – 4368 m sagt der Lonely Planet) hat sich entschieden,
dass ich ihn einmal OHNE WOLKEN sehen darf :-) (die letzten Male war er nämlich
immer in Wolken gehüllt), der Mount Ialibu auf der anderen Seite der Straße
(allerdings auch keine 3500 m hoch) hat mir diese „Gnade“ noch nicht gewährt
;-).
Schön,
oder?!
Je näher man
an Mt. Hagen kommt, desto mehr sieht man, dass dort durchaus andere Leute
leben: die Gärten (Felder) sind viel gepflegter – und vermutlich ist die Gegend
auch reicher.
Der Mount Giluwe!!! |
OHNE WOLKEN!!! |
...somewhere on the road... |
schon schön, oder?!?! |
So, die
nackten Männer haben wir abgehakt. Ach nein, da kommt ja noch Teil zwei der
Geschichte:
Gestern war
dann tatsächlich der Bruder aus Mt. Hagen da, der hier nach dem WLAN und den
Computern schauen wollte (der Bruder, der letzte Woche während des
Stromausfalls hier war…). Irgendwann nachmittags habe ich das dann auch mitbekommen
(das ist hier wirklich nicht so einfach: mitdenken tun die wenigsten Leute
;-)…) – und dann haben wir gemeinsam versucht, die Unregelmäßigkeiten am
Schulrechner zu beheben: und wir waren dann abends (nach 21 Uhr) auch relativ
zufrieden mit dem, was herauskam (außer, dass das Internet immer noch nicht an
den Terminals funktioniert, aber immerhin schon über ein LAN-Kabel, wenn ich
meinen eigenen Laptop mitbringe – das ist doch ein Anfang!). Für diese
Tätigkeiten mussten wir immer wieder zwischen der Schule und dem Main Office
hin und herlaufen – und hier ist es ja ab kurz nach 18 Uhr abends dunkel. Als
wir gegen halb neun da nochmals entlanggingen, sah ich aus meinen Augenwinkeln,
dass am Straßenrand (eher im Straßengraben) Bewegungen waren und ich sah zwei
Frauen, die sich offensichtlich mit einer dritten, die am Boden saß/lag
unterhielten (ich habe nicht verstanden, was) und dann dachte ich, dass ich ein
Neugeborenes hätte schreien hören – erwähnte das noch kurz dem Bruder
gegenüber, dann beschlossen wir aber beide, dass da zwei Frauen dabei waren und
dass sie vor allem direkt vor der Schule und der Wohnung der Schwester, die
hier die Krankenstation aufgebaut hat, waren und dass die Frau bestimmt nur
ausgerutscht wäre. Nun ja, als wir dann eine Viertelstunde später zurück in die
Schule gingen, waren an der Stelle bestimmt 20 Menschen, die tatsächlich eine
Frau umringten, die ebenfalls tatsächlich gerade einen kleinen Sohn zur Welt
gebracht hat. Der Straßengraben war spontan umfunktioniert worden für die
Untersuchungen; die Umherstehenden waren zum Großteil Schwesternschülerinnen,
die alle interessiert und hilfreich waren – und die Mutter versuchte derweil,
innerhalb des Trubels (…warten auf die Plazenta… ), ihr Kind erstmalig zu
stillen – und so kam ich zum nächsten „nackten Mann“ – das jüngste Baby, das
ich bislang sehen durfte.
Die
Geschichte: die Mutter war auf dem Weg in’s „Haus Sik“, schaffte es aber halt
nicht mehr bis dahin (es fehlten vielleicht 400 Meter :-) ).
Meines
Wissens sind aber alle wohlauf! Mi amamas!
Nach
Kakerlaken, Ratten und allerlei Insekten habe ich nun noch Bekanntschaft mit
einer weiteren „netten“ Species gemacht: FLÖHEN… - die letzten Tage hatte ich
ständig stichartige „Hubbel“ auf meiner Haut, allerdings – lehrbuchmäßig – immer
mehrere an derselben Stelle. Also hielt ich Ausschau, ob da nicht irgendwo ein
Floh versteckt ist (nicht, dass ich in meinem Leben schon einen „echten“ Floh
gesehen hätte…). Ich fand ihn nicht und fand ihn nicht und gestern Abend hatte
ich dann genug: ich sprühte mich großzügig mit „Anti-Brumm“ (Danke, Anja!) ein
(meine Lungen waren etwas angestrengt) und legte mich in’s Bett – und dann
plötzlich bemerkte ich eine Bewegung an den Beinen – und fand den großen Floh
in meiner Schlafanzughose (die ich natürlich bereits dreimal abgesucht hatte).
Tja, jetzt klebt her zwischen zwei Tesafilmsteifen…
Ich sehe
zwar aus wie ein Streuselkuchen, aber ich bin froh, dass meine
Kammerjägerkarriere so erfolgreich weitergeht!
nein, ich habe NICHT zum vierten Mal Windpocken, sondern ich habe das Bett mit IHM geteilt...: |
der Übeltäter |
:-) und
schließlich noch das Neueste vom Tage: seit gestern Abend trifft sich hier in
Mendi der „Priest Senate", was bedeutete, dass der Gottesdienst heute
Morgen von viiiielen Priestern mitgefeiert wurde – und ich durfte die Bilder
draußen machen ;-)
(die
Schwestern waren einen Tag früher dran).
Interessant,
denn hier sind nun einige Priester aus Polen, aus Indien (jeweils mehrere), aus
Amerika (nur zwei – inklusive Bischof), Korea (3 Stück) und natürlich aus PNG –
und ich wurde zu den nächsten Feierlichkeiten in der Diözese eingeladen :-) –
mal schauen, ob mich der Bischof dann auch mitnimmt!
Priest Senate Meeting |
Und jetzt: herzliche
Grüße heim!
P.S.: …und
noch ein nettes Bild aus der Kategorie „Wie viele Menschen braucht es, um eine
Leiter aufzuräumen“ – die Frage nach dem „Wie“ versuchte ich ebenfalls zu
beantworten, allerdings wurde meine Möglichkeit (…vermutlich, weil von einer
Frau…) gar nicht erst in Betracht gezogen ;-) – ich bin immer noch sicher, dass
das viel schneller gegangen wäre – aber dann hätte ich auch nicht so viel zu
lachen gehabt ;-)
Die Leiter muss weg! (Die rechte!!!) |
P.S.: Ich
WOLLTE diesen Post eigentlich heute uploaden, aber: richtig: NO POWER!!! :-) –
und diesmal war es wirklich spektakulär – ein Unwetter, wie ich es noch nie
erlebt habe – direkt über uns (Blitz-Donner-
Blitz-Donner….) mit Sturm und Regen (wolkenbruchartig!) der ungelogen
horizontal „fiel“/ geweht wurde... – krass!!! – Resultat: trotz Überdachung
(ich habe eine kleine Veranda) kam das Wasser unter der Tür herein – und ebenfalls
zu den Fenstern (die schließen ja nicht richtig) – aber: alles halb so schlimm
(detektierbarer Schaden für mich momentan: zwei Blumenkübel, die
heruntergefallen und zerbrochen sind – ich hoffe, dass es dabei bleibt.): Wie
und ob das mit dem Strom heute noch was wird, ist dagegen nicht so klar – und:
richtig! – EIGENTLICH müsste ich gerade unterrichten (die armen Studenten, die
hatten schon gestern keinen Unterricht, weil wir den Computer „optimiert“ haben…).
P.P.S.: …and never give up… - now there is power!!!
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