Mittwoch, 17. September 2014

first days - continued



16.09.2014
Heute ist Independence Day in PNG und da mal wieder der Strom ausgefallen ist, kann ich wenigstens mit meinem Laptop schon ein wenig “vorschreiben” zum Bloggen ;-).

Die letzten beiden Tage waren sehr spannend, obwohl ich zunächst dachte, dass sie eher ruhig würden und ich Zeit hätte, Tok Pisin zu lernen. Doch – hier kommt immer alles anders! ;-)
Gestern war ich in der Missionsstation und habe mir einen Zugang für das WLAN geholt und während ich dann noch ein wenig dort unten saß, um Mails zu checken etc., kam eine der „Local Sisters“ herein und fragte mich, ob ich nicht mit ihr hinausgehen wollte, dort seien doch lauter „Locals“ – „dressed traditionally“. (Anmerkung: die „Legio Mariae“ feiert ihr 25jähriges Bestehen hier und dafür kommen aus allen Teilen der Diözese Mitglieder, um dies hier in Mendi zu feiern – bereits am Sonntag waren die ersten da). Natürlich wollte ich das und bin mir ihr hinaus (ihr Tipp: Foto nicht vergessen). Eine großartige Idee, denn rund um die Kathedrale versammelten sich nach und nach immer mehr eintreffende Mitglieder der Legio Mariae und die allermeisten waren wirklich – je nach den Gegenden, aus denen sie kamen – eindrucksvoll gekleidet. Ich hoffe sehr, dass ich ein paar Bilder hochladen kann, denn das ist nur sehr schwer mit Worten zu beschreiben.
Zunächst war ich sehr zurückhaltend beim Fotografieren, dann bekam ich aber ziemlich schnell mit, dass die Leute hier ausgesprochen gerne fotografiert werden und mich dann auch von sich aus gebeten haben, noch ein Bild von ihnen zu machen (vielleicht sollte ich anmerken, dass ich für die meisten von ihnen ungefähr genauso interessant und fremd war, wie sie für mich ;-) ). Was auf den Bildern nicht herauskommt, ist, dass nun seit Sonntag beinahe ununterbrochen auch Gesänge (zumeist nur sehr wenige Töne, dafür in STUNDENLANGER Wiederholung) in den verschiedensten Sprachen PNGs an mein Ohr dringen (PNG hat über 800 Sprachen!).
 
"singsing" in traditional (partly) clothes

"durch diese hohle Gasse muss er kommen" - ich bin durchgelaufen...

Please, take a picture of me - sehr gerne!

...von mir auch...

dieses Bild liebe ich!

Posieren für die "weiße Frau"

Heute Morgen war dann großer Gottesdienst mit all den (ca. 900) angereisten Mitgliedern der Legio Mariae – anlässlich des Jubiläums und anlässlich des Unabhängigkeitstages. Da die Kathedrale für die Menschenmassen zu klein ist, wurde auf dem Platz vor der Kathedrale gefeiert. 
Gottesdienst im Freien

Und jetzt ratet, wer ich bin...!

Der Gottesdienst war (wie schon der am Sonntag) ein Erlebnis: Zum Einzug gingen vor den Priestern und dem Bischof lauter traditionell gekleidete Menschen her – nun ja, vielmehr, sie tanzten und sangen. Am Sonntag gab es dann nicht nur eine „normale“ Predigt, nein, zusätzlich wurde dann noch ein Mitglied der Familienbewegung (wenn ich das richtig verstanden habe) gebeten, noch etwas über das Familienleben und seinen Wandel in PNG zu erzählen (so dass der Gottesdienst dann 2 1/4 Stunden lang war… - ein „normaler“ Sonntagsgottesdienst). Dieser „Prediger“ war ein spitze Entertainer, er hat die Leute dauernd mit einbezogen und er hatte bestimmt auch rhetorisch einiges drauf – schließlich habe sogar ich verstanden, was er als die als am wichtigsten angesehenen Punkte, um die es in der Realität im Familienleben geht, ansieht: Sex, Drugs an Rock n Roll – ach nein – Geld, Essen und Sex. Tja, let’s face it: in PNG wird in der katholischen Kirche – in der Bischofskirche – über Sex (bzw. „sexual desire“) gesprochen. So sieht’s aus. 
Die Bischofskirche - schaut mal, was vor dem Altar liegt... (Auflösung siehe unten!)

Oh je, ich schweife ab und labere. Eine weitere Besonderheit in den Gottesdiensten hier ist, dass es einen „echten“ Gabengang gibt, wo Leute tatsächlich ihre mitgebrachten Gaben zum Altar bringen – zum einen natürlich Geld, zum anderen aber vor allem auch Naturalien: von Gemüse (viel Kohl) über Obst hin zu LEBENDEN HÜHNERN (schön an den Beinen zusammengebunden und an einen Ast gehängt) und einem TOTEN SCHWEIN (ebenfalls an einen Ast gebunden – und in Klarsichtfolie eingewickelt). ;-) Unglaublich!
Sehr hübsch war dann auch heute nach der Bischofsmesse, dass der Bischof statt segnend fröhlich winkend ausgezogen ist :-) .

Wie schon gesagt: Das Leben hier ist völlig anders, als das Leben in Deutschland. Für mich besonders – sagen wir mal – bemerkenswert ist, dass man keine großen Pläne macht, sondern eben auf die Umstände reagiert. So war es für die Schwester, die mich gestern zum Fotos machen animiert hat, völlig selbstverständlich, dass sie, da ja nun einmal dieses Fest war, ihr Büro für diesen Tag zumacht und mir stattdessen lieber zeigt, wie vielfältig PNG ist, und dass sie mir anschließend noch ihre Hilfe anbietet, damit ich ein billiges Handy für Gespräche und SMS in PNG kaufen kann (das war der Tipp von einigen hier, ich solle mir ein ganz einfaches Handy kaufen, wie es die Leute hier auch haben…das war dann wirklich billig: ein zwar extrem einfaches, dennoch neues Handy für ca. 8 Euro – mit SIM-Karte, Ladegerät und 2 Euro Guthaben). Nun, wie gesagt, die Schwester hat dann wirklich einfach das Büro zugemacht und ist gegangen – das wäre bei uns undenkbar.
Irgendwie ist es so aber auch ganz nett, heute Mittag haben sich bei „meiner“ indischen Schwester zwei Mitschwestern und ein Priester (alle ebenfalls aus Indien) angekündigt, die irgendwo wirklich im Hochland wohnen und die 7-stündige Fahrt auf sich genommen haben, damit sie „vernünftig“ einkaufen können. Sie bleiben also über Nacht, fahren morgen früh dann noch etwas weiter (nach Hagen, weitere 3 Stunden Fahrt) und wieder zurück, übernachten nochmals und fahren dann wieder zurück in ihre Station. Naja, und das ist selbstverständlich kein Problem, man kommt einfach vorbei, ist dann da und dann klappt das schon. ;-) sehr spannend für mich! Spannend auch insofern, als dass ich dann heute Nachmittag und Abend mit 4 Inder/innen verbracht habe und leckeres indisches Essen bekommen habe! ;-) – und mein Plan, Tok Pisin zu lernen, musste eben verschoben werden.
Morgen wird’s auch nicht gehen, da wurde ich eingeladen, an der Prozession anlässlich der Feierlichkeiten zum Legio Mariae Jubiläum teilzunehmen – na klar, da gehe ich mit!

Der Strom ist heute nun schon seit 2,5 Stunden weg und das Notlicht wird nicht mehr so ewig halten. Es ist ja aber auch schon kurz nach 21 Uhr, da kann ich dann auch einfach in’s Bett gehen ;-)  (das ist nach wie vor seltsam für mich, es ist halt irgendwie ziemlich genau von 6 bis 18 Uhr hell – oder eben von 18 bis 6 Uhr dunkel ;-)  ).

Deshalb: Gute Nacht!

Ach nein, eins noch: herzlichen Dank für all die lieben Mails, die mich zumeist noch daheim erreicht haben und für die lieben Grüße und Wünsche! Ich habe mich sehr darüber gefreut!

17.09.2014
Life here just is so totally different…!!!
Ich weiß gar nicht, woüber ich zuerst berichten soll, denn es gäbe sooooo viele Dinge.
Vielleicht heute einmal über ganz alltägliche Dinge: die Umgebung, das Wetter und dieKakerlaken ;-)
Mendi liegt wirklich wunderschön in den Highlands – und morgens aufzustehen und die erwachende Umgebung zu beobachten gibt mir durchaus ein wenig das Gefühl, im Urlaub zu sein! Very beautiful! 
Der Blick von "meinem" Haus aus...

Bevor ich herkam, hatte ich nachgefragt, wie das Wetter hier sei, und die Antwort war, dass es morgens häufig schön und auch durchaus warm ist, (nach)mittags dann meist schlechter wird und regnet und abends dann „quite chilly“ ist…. – mit dieser Aussage konnte ich selbstverständlich nicht viel anfangen, außer, dass ich dachte, dass ich Kleidung für „jedes Wetter“ mitnehmen sollte, was ich auch tat.
Jedoch: in den letzten Tagen habe ich immer wieder gedacht, dass ich das jetzt einfach genauso sagen würde. ;-) Morgens (sagen wir mal nach 9 Uhr) wird es hier (wenn die Sonne scheint) recht schnell sehr warm (und die Sonne ist sehr aggressiv), nachmittags ziehen dann häufig Wolken auf und es beginnt zu regnen und sobald die Sonne untergegangen ist, wird es doch recht kühl (für mich eigentlich schon zu kalt – aber ich habe ja warme Kleidung mit).
Heute war ein ziemlich schöner Tag: es hat morgens einmal leicht geregnet und der richtige Regen kam erst kurz vor 18 Uhr – und zudem war heute auch nur nachmittags einmal kurz der Strom weg, dafür ist er jetzt schon wirklich den ganzen Abend da (das macht wirklich einen Unterschied!)
Bleiben die Kakerlaken: wer mich kennt, weiß, dass ich kein großer Insektenfreund bin – wenn die Insekten leben, geht das irgendwie gerade noch so, aber tot finde ich sie schrecklich – und dennoch habe ich mich durchgerungen, dass ich Kakerlaken, wenn ich sie denn in meinem Appartement finde, umbringe – wenn auch nur bis zu einer bestimmten Größe (bei der 3 cm-Kakerlake gestern habe ich mich heldenhaft mit dem Hausschuh gewagt, sie umzubringen, die 5 cm-Kakerlake war mir dann aber doch zu groß und zum Glück auch schon verschwunden, bis ich zurückkam ;-)  ).
Es ist schon absolut faszinierend, zu sehen, um welche Dinge sich das Leben plötzlich so drehen kann. Vermutlich werde ich als perfekte Kammerjägerin (in der weiblichen Form ein besonders schönes Wort…), Köchin, …. Hausfrau zurückkommen – und dieses Land lehrt mich wirklich Geduld und Vertrauen! Insofern: es konnte wohl gar kein anderes Land sein, in das ich komme!

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