Dienstag, 2. Juni 2015

More impressions



30.05.15 Pangia
Nun ist der Mai schon fast vorbei, und der bevorstehende Juni wird meinen Abschied aus Mendi und aus den Highlands mit sich bringen. Ich werde noch ein paar Wochen durch PNG und dann durch Australien (v.a. Sydney) reisen und dann werde ich Anfang August wieder in Deutschland ankommen. Unvorstellbar…

Ich lebe nun direkt auf der Missionsstation in einem Haus, in dem zwei PNG Schwestern und eine Schweizer Schwester leben. Die PNG Gemeinschaft hier heißt FSM-Sisters – Franciscan Sisters of Mary. Diese (noch recht junge) Gemeinschaft hat in den letzten Jahren einige Schwierigkeiten gehabt und ist nach einem Reformationsprozess nun wieder neu auf dem Weg, hat aber noch für ein weiteres Jahr eine „fremde“ Schwester als Oberin (à die Schweizer Schwester). Es ist schön, hier „unten“ zu wohnen und ich habe nun wirklich das Gefühl, hier angekommen zu sein. Zwischenzeitlich kennen viele Leute meinen Namen (und rufen mich oft über weite Distanzen hinweg) und ich beherrsche Tok Pisin gut genug, um ordentlich kommunizieren zu können. Im Zusammenleben mit den PNG Schwestern bekomme ich auch viel mehr und tiefere Einblicke in die Traditionen und die Denkweise der Leute hier. Das führt natürlich auch zu Spannungen, wenn die verschiedenen Welten aufeinandertreffen (und mir ist sehr wohl bewusst, dass ich als intelligente, gebildete, emanzipierte Frau einen krassen Gegensatz darstelle zu vielen Frauen hier), aber es gelingt sehr gut, durch Reden, Erklären und Nachfragen ein Verständnis für die jeweils andere Seite zu wecken. Diese Diskussionen sind für mich häufig sehr anstrengend, aber ich merke auch, dass mir diese diplomatische Vermittlung liegt – und ich habe nun schon ein paarmal das Kompliment bekommen, dass es gut ist, dass ich da bin und dass es sehr wohlwollend betrachtet wird, dass ich versuche, die Mentalität der Leute hier zu verstehen und sie ernst nehme. Das freut mich wirklich sehr und es „entschädigt“ dafür, dass ich manches Mal ermüdet in’s Bett gehe ;-).

Wenn ich dann ermüdet in’s Bett gehe, kann ich leider diese schöne Aussicht nicht mehr genießen :-)… das vermisse ich vom DPC
(Diese Ermüdung kommt aber durchaus auch teilweise daher, dass ich seit zwei Wochen nun eine indische Schwester hier im Büro habe, die ich einlernen soll und das Problem ist, dass sie leider (bislang) nur sehr schlecht Englisch spricht und auch ihr Pidgin noch nicht so gut ist und dass für sie die meisten „alltäglichen“ Dinge in einem Büro neu sind, ebenso, wie alle Menschen etc…. :-); das fordert durchaus auch einiges an Geduld von mir, denn wenn ich die Dinge selbst erledigen würde, wäre das sehr viel schneller, aber ich wäre eine schlechte Lehrerin und würde sehr kurzfristig denken, würde ich es wirklich selbst machen; UND: sie macht deutliche Fortschritte! Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass sie in den noch verbleibenden drei Wochen noch so viel lernt, dass sie das ganz gut alleine auf die Reihe bekommt!)

Gestern bot sich mir spontan die Gelegenheit, mit nach Pangia zu fahren (etwa 2 Stunden von Mendi entfernt). Schon häufig hat mich der hiesige Ortspfarrer eingeladen, aber es hatte sich nie ergeben, doch nun konnte ich ganz kurzfristig noch mitkommen. Wirklich sehr schön hier. Etwas wärmer als Mendi und sehr sicher (keine „tribal fights“ oder ähnliches), gute Straßen, die herführen (ob das vielleicht daran liegt, dass der Premierminister von hier kommt?...) und – wie aber beinahe überall hier: wunderschöne Natur.
Vorgestern erreichte uns noch die Nachricht, dass eine der Brücken auf dem Weg hierher gesperrt sei, weil ein Wagen irgendwie einen Unfall hatte und die Brücke blockierte. Nachdem wir dann gestern auf dem Weg waren (wir hatten vor, das Auto notfalls unterwegs stehenzulassen, über die Brücke zu laufen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln den restlichen Weg zurückzulegen), kam die Nachricht, dass die Brücke wieder frei sei. Als wir dann tatsächlich an diese Brücke kamen, waren dort lauter (halb)starke Männer, teils deutlich betrunken und stoppten unseren Wagen, sie wollten „compensation“ – wofür auch immer, vielleicht dafür, dass sie geholfen haben, die Brücke wieder freizuräumen. Zunächst begannen sie mit 30 oder mehr Kina (das sind 10 Euro), dann antworteten die Schwestern, dass sie so etwas nicht machen würden, dass sie außerdem unterwegs seien, um mit den Leuten für die Leute zu arbeiten und dass sie heute NICHT bezahlt worden wären (es war nämlich der vierzehntägige Zahltag, was bedeutete, dass viele Leute Bargeld in der Tasche hatten…. – welch außerordentlich geschickter Tag für einen „roadblock“). Die meisten der Männer wären dann auch bereit gewesen, uns einfach passieren zu lassen, doch einer insistierte und meinte, dann müssten wir halt umdrehen. Daraufhin bot ihm die Schwester 10 Kina an – das wurde akzeptiert und wir durften weiterfahren.
Einerseits rebelliert bei solchen Aktionen alles in mir, und andererseits ist es aber auch der „normale“ Weg und man ist froh, so billig davongekommen zu sein. Eine andere Welt. 
In Pangia wurde ich von einem „alten Bekannten“ begrüßt: Cap, einer der Welpen, die bei meiner Ankunft hier noch so winzig waren :-) – jetzt im besten Flegelalter



02.06.15
Das Wochenende vor Pfingsten war ich am Lake Kutubu, der auf einer deutlich geringeren Höhe liegt, als Mendi, entsprechend ist es dort einiges wärmer und auch die Vegetation ist eine ganz andere. 
Wieder eine Fahrt durch die atemberaubend schöne Natur hier

…auf hinreichend ordentlichen „Straßen“


Ich war (mal wieder) mit dem Bischof unterwegs zur Einweihung eines Gemeindehauses und für Firmungen (ja, wie üblich: singsing und laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaange Reden von irgendwelchen „bigman“ ……aaaaaaaaahhh
Das traditionelle „Outfit“ ist hier ganz anders

…und es gab viele verschiedene „Outfits“

(schon beeindruckend, oder?!)

Am Sonntagmorgen hatte ich eine Weile Zeit, ein wenig spazieren zu gehen und die Gegend alleine zu erkunden, und habe das in vollen Zügen genossen 
ein wunderbar sonniger Sonntagmorgen am Lake Kutubu

auf gar nicht immer so einfachen Wegen :-)




(das geht immer so lange, bis man dann doch irgendwann auf Kinder trifft, die dann so begeistert sind, dass sie einen treffen, dass sie den Weg mit einem gehen wollen ;-)  ).
und dann hatte ich sofort Begleitung! Auch sehr nett!

Ich wollte ja unbedingt noch ein „Bird of Paradise“ sehen, habe dort auch ganz viele geHÖRT und vermutlich ein Weibchen (oder ein Jungtier) gesehen, aber diese wunderschönen Federn habe ich leider noch nicht in „live“ gesehen – nur „tot“ ;-)
In Kutubu habe ich übrigens auch eine Nacht in der Krankenstation verbracht…!
(:-) na, besorgt?!... -> Eine Schwester und ich haben dort übernachtet, weil die Übernachtungsmöglichkeiten ausgegangen sind :-) – insofern: keine Sorge! )
mein neues absolutes Lieblingsbild – ein Selfie


Dann war da noch Pfingsten und die große Neuigkeit: ich bin zum dritten Mal Taufpatin! Wieder ein Mädchen (;-) ich glaube, ich „kann“ „nur“ Mädchen ;-)  ): Emma, 15 Jahre alt. Ich erinnere mich nicht, ob ich schon einmal von Emma berichtet hatte: sie war die, die, als ich noch im DPC gewohnt habe, immer am Samstag vorbeikam und mit mir geputzt hat, um sich etwas Geld zu verdienen. Sie ist Halbwaise (ihre Mutter starb, als sie ca. 5 Jahre alt war), wie ich aber inzwischen realisiert habe, hat sich ihr Vater so gut wie nie um sich gekümmert, so dass sie seit sie 7 Jahre ist, sich und ihre 3 Brüder (einer älter, zwei jünger)  versorgt hat.
Emma war nun seit einigen Jahren in einer der vielen anderen Kirchen hier, war aber durch ihren Kontakt mit den Schweizer Schwestern und dann auch mir der katholischen Kirche immer recht verbunden – und nun hatte sie sich entschieden, katholisch zu werden. Am Samstag vor Pfingsten kam sie dann und bat mich, Taufpatin zu sein (sie hatte am Abend zuvor realisiert, dass sie das brauchte). Zunächst lehnte ich ab, denn wenn ich dieses Amt akzeptiere, dann möchte ich es auch ausüben können, aber sie hat mich sehr darum gebeten und mir glaubhaft versichert, dass ich mich in den letzten Wochen mehr um sie gekümmert habe, als sich je jemand um sie gekümmert hat (und das traurige ist, dass ich – nicht nur ich – überzeugt bin, dass das stimmt :-( ) und dass sie wirklich gerne hätte, dass ich das übernehmen könnte.
…und dann habe ich zugestimmt… 
mein neues Patenkind


…und nun überlege ich, wie ich meiner Verpflichtung (denn für mich ist es das – aber eine schöne Verpflichtung) Emma gegenüber nachkommen kann… - dass ich ihr sicherlich mit ein wenig Geld aushelfen kann, ist keine Frage, aber ich bin am überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, die ihr vielleicht auch langfristig weiterhelfen.
…auf jeden Fall freue ich mich über Emma!
…und Emma freute sich auch, denn wir haben ihr einen schönen Tag bereitet!



Ganz besonders gefreut habe ich mich in der letzten Zeit, weil ich zum ersten (und vermutlich einzigen) Mal hier POST bekommen habe!!!
Da ich diejenige bin, die die Post hier im Büro sortiert, habe ich mich wirklich sobald der Brief hier angekommen war über ihn freuen können!
Spannend war, dass es dieser Brief in einem Monat hierher geschafft hat (und der Brief meiner Eltern, der nun schon seit beinahe 3 Monaten unterwegs ist, ist noch nicht angekommen). Manchmal frage ich mich, wie das alles überhaupt sein kann: Manche Post aus der Schweiz z.B. schafft es in einem knappen Monat, es kann aber durchaus sein, dass das dann mit Post von vor 9 Monaten zusammen ankommt (die Schweizer Schwestern haben kürzlich dann doch noch einen Brief vom Oktober bekommen, zusammen mit Weihnachts- und Osterpost…).
Wie auch immer: Ihr beiden Lieben – ganz herzlichen Dank für Eure liebe Post hierher!

(UPDATE: Als meine Mutter diesen Post gelesen hat, hat sie ganz erschrocken zurückgeschrieben, dass sie ganz vergessen hat, den Brief zu schicken ... :-) - da werde ich wohl noch laaaaaaaaaaaaaaange warten ;-)  )

Und das ist doch auch ein schönes Schlusswort für heute.
Herzliche Grüße!

P.S.: In Pangia übrigens habe ich ein kleines Museum angeschaut: die ersten katholischen Missionare, die dorthin gekommen waren, haben sich dafür eingesetzt, dass die Leute nicht ihre ganzen Traditionen über den Haufen werfen (wie viele der früher angekommenen Missionare anderer Denominationen gefordert haben), sondern haben angefangen, Artefakte, traditionelle Kleidungsstücke, Gefäße, Jagdgegenstände etc. zu sammeln und aufzubewahren. Es resultierte ein kleines Museum, in das sehr viel mehr Zeit investiert werden könnte, das aber sehr schön einen Einblick in die traditionelle Kultur gibt (und das zwischenzeitlich sogar Gefäße etc. aus einer sehr viel früheren Besiedlung beherbergt…spannend!).
im Museum in Pangia

Diese Frau, Sara, habe ich in Pangia getroffen. Sie hat mir spontan ein Bilum geschenkt

 
und auch in Pangia gibt es wunderschöne Sonntagmorgen!
 
Und noch ein P.P.S.:
Hier in Mendi (Kumin) wurde ein neues Gebäude für die Lehrkräfte an der Primary-School eingeweiht. Ihr ahnt es… singsing… (ich bin nur kurz vorbei und habe ein paar Fotos geschossen, aber zwei möchte ich gerne teilen)
Tradition trifft Moderne
 
Ich fand sie SO hübsch, ich MUSSTE ein Bild machen!





1 Kommentar:

  1. Netten Trachtenverein haben Sie da getroffen. Eindeutig prächtiger, wie die Dirndln und Krachledernen meiner Heimat. Obwohl die Goldhauben der Damen dort auch sehr schön anzuschauen sind. Viel Spass weiterhin!

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