28.02.15
Life is
good!
Es ist
Samstag, ich wurde heute spontan zur Geburtstagsparty für Alex‘ (einer der
Inder) kleinen (2-jährigen) Sohn eingeladen – in Abwesenheit des Sohnes (der
nämlich mit seiner Mutter in Indien ist). Alex wollte aber dennoch gerne feiern
und so haben wir uns bei den beiden indischen Schwestern (ja, genau, es sind
inzwischen 2!) – zusammen mit 6 MC-Sisters (Mutter Theresa-Schwestern) und eben
Alex zum Mittagessen getroffen. Währenddessen hat die gute Emma (ich „gönne“
mir nämlich seit kurzem jetzt auch eine Putzhilfe – für umgerechnet ca. 1,20
Euro/ Stunde…) bei mir geputzt.
Nun sitze
ich vor meiner kleinen Wohnung, es regnet (noch?) nicht und genieße einen
Cappucchino (!) -… na gut, einen Auflös-Cappucchino, ABER IMMERHIN!!!
Außerdem
habe ich eine neue Kamera (die mir Ken, der Pilot, den ich bei meiner Ankunft
in Moresby kennengelernt habe, aus Kalifornien mitgebracht hat – ich habe sie
natürlich bezahlt) und finde, dass es mir richtig gut geht! Diese neue Kamera
habe ich online bestellt, und überall war sie als SCHWARZ beschrieben –
geliefert wurde sie WEIß… - das ist wohl so ziemlich die letzte Farbe, die ich
herausgesucht hätte, aber zurückschicken kann ich sie ohnehin nicht (aus PNG
;-) ). Nun ja, ich habe reklamiert und
muss sagen, dass die Firma sehr nett war, nun habe ich einen Rabatt bekommen
und habe ein wirkliches Schnäppchen gemacht! (…aber die Kamera bleibt halt weiß
;-) … - vielleicht sollte ich sie nach und nach noch mit Herzchen und ähnlichem
verzieren, dann ist sie wirklich einzigartig ;-) ).
Gestern war
hier die Einweihung der neuen Sendeantenne für Radio Maria und einen Tag zuvor
war das erste Treffen des neuen „Communication Team“s (dem ich auch angehöre). Die
Leute hier in der Gegend (theoretische Reichweite = 100 km, allerdings ohne
Berge…) können nun also Radio Maria empfangen, und um das zu feiern, wurde zur
Einweihung eine LIVE-Schaltung nach Mendi gemacht :-) – über das Smartphone von
Bischof Donald. Das war wirklich nett!
Segnung von Satellitenschüssel etc. |
Bischof - "live on air" - via Smartphone! |
Ansonsten
habe ich noch zwei weitere Tage mit Großputz im Büro, bzw. im angrenzenden
Bookshop verbracht (und habe manche Leute zum Staunen gebracht, was man so
alles putzen kann… ;-) ). Dieser Bookshop wurde jetzt jahrelang vernachlässigt
und enthält zwar allerlei alten „Kruschd“, aber doch auch so manche netten
Dinge, die nun ab demnächst auch wieder verkauft werden (sobald ich noch ein
paar Preise herausgefunden ODER ERfunden habe ;-) ).
Ich „schulde“
Euch noch:
Teil 2
meiner Reise nach Kwanga (Middle Ramu) und Madang…
Zunächst:
die Bilder zu Teil 1 folgen noch, aber zumindest zwei Bilder vom Begräbnis von Fr. Colman will ich nachtragen
Die Diözesanpriester tragen den Sarg zum Grab |
Am 07.02.
sind wir nachmittags aufgebrochen nach Annaberg (!), das tatsächlich auf einem
kleinen Berg liegt und ursprünglich von deutschen Missionaren gegründet wurde.
Im Vergleich zu Kwanga der pure Luxus! ;-) – ein schönes, großes Haus und eine
eher europäisch anmutende Kirche (St. Anna natürlich :-) ).
St. Anna in Annaberg |
Wir wurden mit wunderbar duftenden Blumenkränzen empfangen |
Spannend
war, dass in der Gegend um Annaberg zur Zeit zwei Clans miteinander kämpfen und
in den letzten Wochen zwei Menschen bei diesen Kämpfen ums Leben kamen (je
einer pro Clan). Vom Fluss aus kann man die Orte sehen, wo Häuser abgebrannt
wurden – irgendwie bedrückend. An unserem zweiten Abend in Annaberg bin ich mit
Fr. Daniel (der auch in Annaberg und den dazugehörigen Outstations aushilft,
weil es dort z. Zt. keinen Priester gibt) und noch ein paar Leuten zu den
beiden Clans gefahren (also nacheinander). SEHR interessante Erfahrung… - je ein
Mann, der das Sagen hat und dann viele jüngere Männer (jeweils), die sich alle
versammelt haben. Fr. Daniel kam, um klarzustellen, dass diese Kämpfe/ dieses
Problem dort am Ort bleiben sollen und auf keinen Fall bis nach Annaberg (oder
weiter – womöglich bis nach Madang) kommen, oder die sichere Passage des Ramu
Rivers beeinträchtigen dürfen. Der erste Clan wurde von einem etwas älteren
Mann „geführt“ und die Stimmung dort war recht verständnisvoll. Alle stimmten
zu, dass bereits genug Probleme und Leid vorhanden waren und dass es – nach
einer gewissen Zeit – auch gut wäre, z.B. unter Vermittlung von Fr. Daniel,
Lösungsmöglichkeiten für den zukünftigen Umgang miteinander zu finden. Beim
zweiten Clan war die Stimmung gänzlich anders: hier war der „Anführer“
vielleicht ein wenig älter als ich und vor allem gebildet. Er sprach von sich
aus Englisch (nicht meinetwegen) – eine absolute Seltenheit dort – und ich habe
später herausbekommen, dass er ein paar Semester im Priesterseminar war. Er
beklagte sich (vermutlich zu Recht) über die Unzulänglichkeiten bei der
Polizei, die helfen sollte den Fall zu klären; problematisch fand ich an ihm,
dass er es viel zu gut verstand, sich mit Worten auszudrücken und „seine“ Jungs
aufzuwiegeln (auch, wenn er SAGTE, dass seine Jungs sich zurückhalten würden).
Die Stimmung dort war sehr viel negativer und bedrückender.
Nun weiß ich
natürlich überhaupt nichts über den ganzen Kampf dort und kann auch nicht
beurteilen, welcher Clan wohl eher im Recht ist, etc., aber mir wurde allein
durch die unterschiedlichen Stimmungen zum ersten Mal klar, wie schwer es „in
echt“ sein kann, Frieden zu schaffen….
…und dies
ist – im Vergleich – wohl „nur“ ein „kleiner“ Krisenherd…
Orate!
Interessant
für mich in Annaberg war auch, dass ich zum ersten Mal real gesehen habe, dass
der zweite Weltkrieg eben nicht nur in Europa (und Nordafrika…) stattgefunden
hat… (ich weiß, dass ich das GANZ KURZ einmal in Geschichte gelernt habe,
vermute aber, dass man –aus gegebenen Gründen – in Deutschland wohl doch eher
Ereignisse mit deutscher Beteiligung lehrt). In Annaberg gibt es nämlich eine
kleine Höhle (die früher etwas größer war), die als Versteck für japanische
Soldaten im zweiten Weltkrieg diente. Eine kleine abenteuerliche Kletterpartie
und dann der Einstieg durch ein kleines Loch – und dann waren wir in der Höhle.
Sehr nett: die Kinder, die dort drumherum wohnen, haben den Einstieg extra für
uns geschmückt!
IN der Höhle |
Nach zwei Nächten
in Annaberg haben wir uns dann auf den Weg nach Madang gemacht – mit einem
Zwischenstopp in Atemble. Dies war der Ort am Ramu River, an dem die
allerersten (deutschen) Missionare sich niedergelassen haben. Die ursprüngliche
Kirche wurde zwischenzeitlich an einen etwas anderen Ort verlegt (warum, weiß
ich nicht). Der Empfang dort war wirklich besonders nett und auch der
Gottesdienst, den wir dort feierten, war sehr nett – eine kleine, aber feine
Gottesdienstgemeinde und eine Freude, dass wir da waren.
In Atemble - Empfang mit wunderschönem Blumenkranz |
Gegen
mittags machten wir uns auf den Weg flussaufwärts (stellenweise hatte ich
wirklich das Gefühl, in einer „National Geographic“- Dokumentation zu sein: wir
fuhren durch „echten“, beinahe unberührten tropischen Regenwald! Auf meine
Bitte hin haben wir eine kurze „Pinkelpause“ an einer Stelle gemacht, wo wir
tatsächlich aus dem Boot aussteigen konnten – das war schon ziemlich
beeindruckend – wirklich wie im Lehrbuch – die verschiedenen Ebenen des Waldes,
die ganze Geräuschkulisse, die Bäume, Gewächse, etc.! Wunderbar!) und wir
schafften es tatsächlich abends am Base Camp des Ramu River anzukommen!!!
Dort war
dann zunächst nicht klar, ob uns ein Auto aus Madang abholen kommt, oder nicht
(weitere 2,5 Stunden Fahrt) und ich hatte – zum ersten Mal auf dieser Reise –
eine kleine Krise, denn es stand für mich außer Frage, dass ich NIE WIEDER in
diesem Haus übernachten würde… - ich stieß auf einiges Unverständnis „aber
draußen ist es nicht sicher“ (naja, DRINNEN AUCH NICHT!!!), oder „mach Dir
keine Sorgen“ (MACHTE ICH MIR ABER!!!) oder: „vertrau uns, wir wissen, was wir
machen“ (NEIN, EBEN NICHT!!! Ihr habt KEINE AHNUNG, wie dieses Haus in die Luft
gehen könnte),… etc.
Das Base Camp des Ramu River - hier "nächtigen" Menschen UND Benzinfässer... |
"mein" "Zimmer" letztes Mal (beachte: der "ebene" Boden...!) |
Die Buschtoilette!!! |
ABER: alles
wurde gut, Fr. Samuel kam und holte uns ab – und brachte uns direkt in’s
„Headquater“ der Diözese (ääähm, ERZDiözese) Madang, wo ich dann in einem
wirklich sehr bequemen Bett beruhigt und tief schlief!!!
…und dann
folgten zwei Tage Madang – und das war schon beinahe ein Kulturschock! :-)
Alleine die
Läden, die es dort gibt … (also im Vergleich zu Mendi)… da kann man ja beinahe
ALLES kaufen (wenn auch einiges gute chinesische Markenware ist…).
weitere
Highlights:
- Mangos!!!
Leckere, echte, frische Mangos!!!
- das
Meer!!! Ich war am Meer!!! Sogar IM Meer!!! Schwimmend!!! :-)
DAS MEEEEEEEER!!!!!!!!! |
- ich habe
echte „Wantoks“ getroffen: Steyler Missionsschwestern, von denen eine sogar aus
Laupheim kommt! …diese Schwester ist nun 80 und fährt nicht mehr zurück nach
Deutschland (und hofft, dass sie gesund genug bleibt, um bis an ihr Lebensende
in PNG zu bleiben, um dann dort auf dem Missionsfriedhof beigesetzt zu werden)
und hat sich deshalb besonders über Grüße aus der alten Heimat gefreut! Ich
habe ihr versprochen, ihre Grüße zurück nach Deutschland zu schicken!
- wieder mit
„westlich zivilisierten“ Menschen sprechen zu können … - das tat tatsächlich
sehr gut!
- Treffen
mit Erzbischof Steven und dem Bischof emeritus William (der ebenfalls eine
interessante Lebensgeschichte hat – er wurde im heutigen Polen geboren – als
katholischer Deutscher und musste dann polnisch lernen etc.)
-
Wiedersehen mit einigen der Kapuziner, die ich bereits in Mendi oder in Moresby
getroffen habe
- …
SEHR NETT!
…und dann
folgte noch die aufregende Heimfahrt…
Wir (das
heißt, die Jungs) hatten es geschafft, einen PMV zu ergattern, der vorwiegend
mit Buai (Betelnuss) beladen war (der Vorteil: PMV ist zwar überladen, aber
dafür sind nicht so viele Menschen an Bord und man hat ein bisschen mehr Platz,
es ist etwas leiser und i.d.R. auch nicht so geruchsintensiv). Wir fuhren um ca.
halb zwei (nachmittags) los und kamen am nächsten Morgen um ca. 6.30 Uhr
(morgens) in Hagen an; dort mussten wir dann ein weiteres PMV nehmen und waren
weitere 4 Stunden später in Mendi. Ziemlich anstrengend – und ich war sehr
froh, dass ich nicht alleine unterwegs war! Die Frauen, die mit uns im PMV
waren, haben mich zwar „adoptiert“ („wir sind doch jetzt eine Art Familie,
solange wir zusammen unterwegs sind“) – was heißt, dass sie mich immer für die
„Pinkelpausen“ unter ihre Fittiche genommen haben, aber insgesamt wäre es
alleine wohl auch nicht immer so ganz sicher gewesen.
Interessant
an dieser Fahrt: bevor wir auf den „Main Highway“ fuhren, hielt unser Fahrer
den Wagen an, schaltete den Motor aus und forderte uns alle auf, mit ihm
zusammen für eine sichere Fahrt zu beten. Ich habe keine Ahnung, welcher Kirche
er angehörte, aber ich war etwas überrascht! Positiv war dann auch, dass er –
im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern – eben selbst nicht rauchte, nicht trank
und auch kein Buai kaute – und uns sehr überlegt und sicher an’s Ziel brachte!
Ich habe mich dann auch sehr herzlich bei ihm dafür bedankt!
An zwei
Stellen war die Weiterfahrt zunächst nicht möglich:
Main Highway |
bei der
ersten Stelle hatten die ausgiebigen Regenfälle der letzten Tage dafür gesorgt,
dass die halbe Straße teilweise einen halben Meter unter Wasser stand, was
bedeutete, dass wir (und die meisten anderen Fahrzeuge) nicht ohne weiteres
weiterfahren konnten. Nun hatten sich dort findige Jungs der Umgebung
versammelt, die anboten – gegen ein Entgelt („Compensation“ – hier ist ALLES
Compensation….) die Fahrzeuge durch das Wasser zu schieben (was bedeutete, dass
die Insassen selbst durchlaufen mussten). Doch – unsere Rettung nahte: ein
großer LKW bot sich an, uns durch’s Wasser zu ziehen!!! Super, damit mussten
wir nicht aussteigen! ABER: wir hatten die Rechnung ohne die Jungs gemacht –
die wollten nicht zulassen, dass der LKW uns durchzog, denn dann konnten sie an
uns ja nichts verdienen (man muss vielleicht dazu sagen, dass da außer uns mal
noch locker 20 andere Fahrzeuge standen, die alle nicht weiterkamen…). Hier
zeigte sich dann die Umsicht des Fahrers: ihm war klar, dass dies unsere
schnellste und bequemste Möglichkeit sein würde, durchzukommen, und dass wir
dadurch erheblich Zeit gewissen würden und er versprach den Jungs, ihnen etwas
Geld zu geben (ca. ein Drittel dessen, was sie normal forderten – ca. 4 Euro),
und er gab auch dem LKW-Fahrer Geld (keine Ahnung, wie viel). Ergebnis: wir
waren – im Vergleich zu anderen – ziemlich schnell und problemlos weiter! (…wir
hatten aber auch alle 10 Euro mehr für die Fahrt gezahlt, als sie „normal“
kosten würde…!)
Hier ging's nicht weiter - der LKW zog uns -> vorne schieben die Jungs ein anderes Fahrzeug |
Das zweite
Hindernis war ein „Road Block“… - hier hatte es wohl kurz zuvor einen Erdrutsch
gegeben und die Leute, die in der Nähe wohnten, hatten die Straße wieder
freigelegt und forderten nun von jedem Fahrzeug, das passieren wollte, Geld
(keine Ahnung, wie viel, i.d.R. ist das aber recht viel Geld). Da es keine
andere Möglichkeit gibt, zu fahren, zahlt man dann halt. Besonders
bemerkenswert fand ich, dass wir von einem Polizeiauto zu dieser Stelle hin
eskortiert wurden. In unserem Land würden wir erwarten, dass die Polizei diesem
Treiben augenblicklich ein Ende macht… - hier ist es vermutlich so, dass die
Polizei selbst an diesen Road Blocks mitverdient… - also nicht „die“ Polizei,
sondern die einzelnen Polizisten…
Da es
ohnehin dunkel war, habe ich mich in meinen Schal gewickelt und mein Gesicht
nicht gezeigt – ich war mir nicht sicher, ob die Tatsache, dass eine „weiße
Frau“ an Bord war, den Preis der Passage womöglich in die Höhe getrieben hätte…
Eine PMV-Fahrt, die ist lustig... - mit dem PMV von Hagen nach Mendi - FAST schon am Ziel! |
PMV-Stop in Hagen, morgens 7 Uhr. |
Der Rest der
Reise ist EIGENTLICH ja auch eine Erzählung wert (wie so ziemlich alles hier),
aber ich habe schon viel zu viel geschrieben!
Deshalb:
Bis nächstes
Mal!!!
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