(Für die, die nicht so häufig hier checken: Vorgestern habe ich auch noch die lange versprochenen Bilder zum Abschied aus Mendi online gestellt.)
Rabaul, 03.07.15
Mein Besuch
in Lae
…und nun bin
ich also doch schon in Rabaul;
die Tage in
Lae waren schön und sehr interessant – der Kontrast zu Mendi riesig ;-) –
plötzlich fand ich mich in einer Industriestadt wieder mit all den
Annehmlichkeiten und Problemen, die dies mit sich bringt.
Ich wohnte
in Lae im Guesthouse der katholischen Diözese dort und war überrascht, wie
familiär dort alles zuging: der Bischof, der Generalvikar (und gleichzeitig
Ortspriester der Kathedrale), sowie die beiden Schwestern, die dort wohnten und
der Diakon – und eben alle anwesenden Gäste (das war ich - … - und für eine
Nacht noch ein Priester aus den Highlands) treffen sich für alle Mahlzeiten
(und je eine Kaffeepause am Morgen und am Nachmittag). Sehr angenehm!
Der Priester
in der Kathedrale ist ein „wantok“ für mich: P. Arnold, ein Mariannhiller
Missionar. ;-) Nach all den Monaten war es nett, einmal wieder „richtig“ Deutsch
sprechen zu können (denn mit den Baldegger Schwestern habe ich vorwiegend
Englisch gesprochen, da sie miteinander in Schwizerdütsch kommunizieren – das
verstehe ich zwar, aber sprechen kann ich es nicht).
P. Arnold hat mich dann auch ein wenig mitgenommen und mir gezeigt und erzählt, was seine Aufgaben in Lae sind – eine andere Welt, als in Mendi. Lae ist PNGs zweitgrößte Stadt mit viel Industrie und einem großen Hafen; die ganzen Fabriken bieten einerseits natürlich viele Arbeitsplätze, andererseits aber (häufig) auch schlechte Arbeitsbedingungen und eine recht geringe Bezahlung; dennoch werden aus der Umgebung Leute angezogen, häufig auch junge Leute und nicht selten auch Kinder, die von daheim fliehen. Was resultiert, könnt Ihr Euch denken: äußerst schlechte Wohnbedingungen (hier Settlements genannt und nicht Slums), viele Menschen, die ganz ohne ein Dach über dem Kopf sind, eine hohe Kriminalitätsrate, schlechte Bildung, Krankheiten, die sich schnell ausbreiten, z.B. eine große Zahl an neuen HIV-Infektionen, etc.
Wantok-Treffen in Lae |
P. Arnold hat mich dann auch ein wenig mitgenommen und mir gezeigt und erzählt, was seine Aufgaben in Lae sind – eine andere Welt, als in Mendi. Lae ist PNGs zweitgrößte Stadt mit viel Industrie und einem großen Hafen; die ganzen Fabriken bieten einerseits natürlich viele Arbeitsplätze, andererseits aber (häufig) auch schlechte Arbeitsbedingungen und eine recht geringe Bezahlung; dennoch werden aus der Umgebung Leute angezogen, häufig auch junge Leute und nicht selten auch Kinder, die von daheim fliehen. Was resultiert, könnt Ihr Euch denken: äußerst schlechte Wohnbedingungen (hier Settlements genannt und nicht Slums), viele Menschen, die ganz ohne ein Dach über dem Kopf sind, eine hohe Kriminalitätsrate, schlechte Bildung, Krankheiten, die sich schnell ausbreiten, z.B. eine große Zahl an neuen HIV-Infektionen, etc.
An vielen
dieser Punkte versucht die katholische Kirche anzusetzen und zu helfen: das
reicht von Krankenstationen und AIDS-Aufklärung über Programme, um
Straßenkindern Lesen und Schreiben beizubringen, bis hin zur Speisung von
Kranken und Straßenkindern. Ich habe in P. Arnold einen Mann kennengelernt, der
unermüdlich im Dienst ist und der trotz der ständig wiederkehrenden Rückschläge
und Enttäuschungen immer wieder weitermacht. Faszinierend. Leider weiß ich die
genaue Formulierung nicht mehr, aber er hat mir einmal (ungefähr) gesagt, dass
er mindestens so beharrlich darin ist, diesen Straßenkindern Gutes zu tun und
sie zu lieben, wie sie ihn halt doch immer wieder enttäuschen.
Sehr
faszinierend; ich weiß nicht, ob ich das so lange durchhalten würde – obwohl
ich eine recht hohe Frustrationstoleranzgrenze habe.
Pidgin lesen und schreiben lernen... |
Kochen für die Kranken |
Ansonsten sieht
man in Lae ganz klar, dass China bereits jetzt einen großen Einfluss auf PNG
hat – es gibt hier sehr viel chinesische Läden, die zwar einige praktische
Dinge mit sich bringen, häufig aber eben auch sehr viel „Kruschd“. Dies
betrachte ich mit einiger Besorgnis, denn viele der Dinge, die es dort zu
kaufen gibt, sind zwar hinreichend bezahlbar, aber wohl nur für den einmaligen
Gebrauch gedacht (oder so – Ihr wisst, was ich meine) und erhöhen somit nur die
Müllmenge…
Ron, ein
Bekannter, den ich in Mendi erstmals getroffen hatte, hatte einen Besuch in der
Krokodilfarm in Lae organisiert. Das war auch ganz schön abgefahren. Tausende
Krokodile werden da gezüchtet – das Leder und das Fleisch werden dann verkauft…
Schon
interessant: ein riesiges Areal und Krokodile vom Ei bis zur Schlachtung – und
dann noch ein paar große natürliche Habitate, wo sehr alte, riesige Krokodile
„brüten“ – alles ausgeklügelt mit Bewässerung etc. – und dann ist der Preis für
so ein Krokodilleder gar nicht soooo hoch , ich frage mich, was dann wirklich
noch bei den Arbeitern ankommt… - obwohl alle Arbeiter dort gerne sind und ihre
Arbeit nicht aufgeben wollen.
Süß, die Kleinen... - aber auf keinen Fall den Finger in's Maul bekommen! |
TAUSENDE Krokodile sind in der Farm - je nach Größe und Gewicht zusammen in einem Gehege |
Einige wenige haben das Privileg, länger leben zu dürfen und für Nachwuchs zu sorgen |
...und so könnte dann das "Endstadium" aussehen... |
Ron hatte
außerdem organisiert, dass wir in Lae in’s „Habitat“ gegangen sind – eine Art
Zoo/ botanischer Garten mit Tieren, die in PNG vorkommen. Ansich eine
großartige Idee, allerdings hatte dieses Habitat seine besten Tage schon hinter
sich (leider zeigte sich hier wieder einmal, was ich in PNG schon einige Male
beobachtet habe: solange ein „Expat“ – zumeist Australier – (s)ein Projekt
geführt hat, lief es richtig gut und wurde gepflegt, doch wenn es dann an einheimische
Geschäftsleute verkauft wird, fehlt diesen häufig das Herzblut, um mit der gleichen
Energie und Akribie für dieses Projekt zu sorgen und es geht häufig –
schwäbisch gesagt „d’r Bach naa“; ich schreibe dies völlig ohne jeglichen
rassistischen Hintergedanken, aber die Mentalität hier ist einfach eine völlig
andere).
Dieses
Habitat nun hatte noch eine große Voliere und einige einzelne Käfige und war
eingebettet in eine Gegend, die ein wenig tropischen Regenwald simulierten.
Eigentlich wirklich eine nette Idee, mit der man auch durchaus Touristen
anlocken könnte (und auch eigene Schulklassen, die die Flora und Fauna ihres
Landes erkunden könnten),… eigentlich…. könnte….
…und dann
ist in PNG ja auch der Zweite Weltkrieg allgegenwärtig. Wusste ich bevor ich
hierherkam natürlich nicht (meiner Erinnerung nach habe ich aus irgendwelchen Gründen
in meinem Geschichtsunterricht zwar zweimal (!) „alles“ bis zum Beginn des
Zweiten Weltkriegs gelernt, aber darüber, was danach geschah, wurde ich –
meiner Erinnerung nach – nie belehrt … und soooo oft war ich dann wohl doch
nicht beim Kreide holen, oder doch?!? ). Immerhin hatte ich mich im Voraus
darüber informiert, dass Deutschland hier einmal Kolonialmacht war – also
zumindest im Nordosten von PNG (eingeschlossen der ganzen Inseln)...
Zwischenzeitlich aber weiß ich, dass PNG hart umkämpft war – Japaner und (vor
allem) Australier lieferten sich hier schwere Gefechte (Rabaul z.B. wurde durch
Luftbombardement gänzlich zerstört – insofern finden sich im heutigen PNG auch
so gut wie keine Spuren aus der Kolonialzeit). Bereits auf der Reise durch die
Madang Provinz wurde ich immer wieder auf Höhlen etc. hingewiesen, die i.d.R.
den japanischen Kämpfern als Versteck dienten, nun in Lae wurde mir angeraten,
den Friedhof für die Kriegsopfer (der Alliierten) anzuschauen. Das habe ich
dann auch gemacht. Friedhöfe faszinieren mich ja immer schon, dieser war
geprägt von den verschiedenen Grabsteinen für die Gefallenen. Neben dem Namen
und dem Sterbedatum, sowie dem Alter des Verstorbenen und seinem Einsatzort
(Air Force, Navy, …) war dann noch die Möglichkeit, zwei persönliche Zeilen auf
den Grabstein zu schreiben.
Einige haben
diese Möglichkeit gar nicht genutzt, andere ihre Trauer um ihren Sohn (Gatten,
Vater,…) zum Ausdruck gebracht, wieder andere dessen Treue zu „König und
Vaterland“ und seinen Einsatz für die Freiheit, und manche eben auch ihre
religiöse Überzeugung.
Die Gräberreihen auf dem "War Cemetery" |
Während ich
an den Gräberreihen vorbeigelaufen bin, habe ich mich gefragt, ob ich mich
wirklich so freuen würde, wenn mir als letzter Gruß mitgegeben würde, dass ich
„meine Pflicht erfüllt“ habe…?!? – Hhhm.
Begleitet
wurde ich zum Friedhof von einem der Straßenjungen von Fr. Arnold, der die
Möglichkeit nutzt, seine Englischkenntnisse zu verbessern (und der sich dann
sehr gefreut hat über das Essen und Trinken, das ich ihm gekauft habe als Dank
und die 5 Kina „Trinkgeld“). Das war auch eine besondere Möglichkeit, er hat
mir von seinem Leben erzählt und mir gezeigt, wo die Straßenjungs nachts
schlafen, und mich dann auch einigen von ihnen noch vorgestellt. Interessant
für mich war, dass ihn vermutlich alle gekannt haben, denn das war das einzige
Mal, dass ich in Lae unterwegs war und mir nicht ständig irgendjemand
irgendetwas hinterhergerufen hat.
Mein "Stadtführer" |
Ansonsten
habe ich in Lae einmal wieder Pizza genossen (nicht, dass ich das in Deutschland
besonders gerne esse, aber nach einigen Monaten ohne ist das doch mal wieder
eine willkommene Abwechslung), sowie ein paar Gläser Wein (an verschiedenen
Abenden!) und kam mir – nach Mendi – wirklich ein wenig wie im Einkaufsparadies
vor. Es gibt dort SOOO viele Supermärkte, durchaus mit westlichen Standards,
teilweise mit sehr ordentlichen Bäckereien (ich habe sogar eine Art
Schwarzwälder Torte gegessen … - ein Manko war die Sahne – bei den Temperaturen
dort ist das eben eine Art Ersatzsahne ;-)
) und mit Regalen voll an Dingen und einer riesigen Auswahl (wenn ich
mir überlege, dass wir in Mendi halt gekauft haben, was der Laden gerade hatte,
und nicht, was wir brauchten…. – oder, dass ich es mehrfach nicht geschafft
hatte, einen Eimer, einen Besen, einen Kochtopf in vernünftiger Größe oder
irgendwelche Kekse im größten Supermarkt zu bekommen… - ein krasser Gegensatz).
Ein Glück, dass ich nicht auf dem Weg zurück nach Mendi war, sonst wäre ich
bestimmt in einen Einkaufsrausch verfallen :-).
Rabaul
Seit 3 Tagen
bin ich nun hier in Rabaul und ich vermisse Mendi jetzt schon (hatte ich schon
in Lae ;-) ) – nicht die Temperaturen
(ich genieße die 35+ -Grad-Celsius, die es hier tagsüber hat und die 25°C
nachts, die einem dann schon ziemlich kühl vorkommen ;-) ), aber die Natur und natürlich die Leute. Dennoch
freue ich mich sehr, hier in Rabaul zu sein und die nochmals so völlig anderen
Leute kennenzulernen. Rabaul ist auf der Insel „New Britain“ und eigentlich ist
die Aussage, dass ich in Rabaul bin auch falsch, denn Rabaul wurde 1994 durch
einen Vulkanausbruch (bei dem aber nur 2 Menschen starben) in Schutt und Asche
gelegt.
Seitdem entsteht ca. 30 km die Küste entlang Richtung Süden die neue Hauptstadt von East New Britain, Kokopo. Kokopo wächst extrem schnell und erfüllt in vielerlei Hinsicht westliche Standards. Was mir bereits in Lae aufgefallen ist, ist hier noch viel ausgeprägter: es gibt hier auch eine Mittelschicht. In den Highlands ist mir ganz krass aufgefallen, dass die Leute entweder sehr arm oder extrem reich sind und dass es so gut wie nichts dazwischen gibt. Hier aber gibt es viele Leute, die gut angestellt sind und sich eine Mietswohnung leisten, die ihre Kinder zur Schule schicken; Leute, die deutlich besser gebildet sind, etc. East New Britain gilt als die Gegend in PNG, die am weitesten entwickelt ist.
Kokopo - Idylle; jenseits der Bucht (der kleine "Berg" links) der aktive Vulkan, der "geholfen" hat, Rabaul vor 20 Jahren zu begraben |
Seitdem entsteht ca. 30 km die Küste entlang Richtung Süden die neue Hauptstadt von East New Britain, Kokopo. Kokopo wächst extrem schnell und erfüllt in vielerlei Hinsicht westliche Standards. Was mir bereits in Lae aufgefallen ist, ist hier noch viel ausgeprägter: es gibt hier auch eine Mittelschicht. In den Highlands ist mir ganz krass aufgefallen, dass die Leute entweder sehr arm oder extrem reich sind und dass es so gut wie nichts dazwischen gibt. Hier aber gibt es viele Leute, die gut angestellt sind und sich eine Mietswohnung leisten, die ihre Kinder zur Schule schicken; Leute, die deutlich besser gebildet sind, etc. East New Britain gilt als die Gegend in PNG, die am weitesten entwickelt ist.
Außerdem
gelten die Leute hier als sehr nett und das habe ich auch schon selbst
erfahren: es gab zunächst Verwirrung, wie ich hier untergebracht sein würde und
eine Frau, die mich überhaupt nicht kennt, deren Kollege allerdings einen der
Brüder aus Mendi gut kennt, hat ganz spontan angeboten, dass ich bei ihr wohnen
könnte – und hat gleich versucht, ihren Mann anzurufen. Dieser hat dann auch
zugestimmt, aber dann war die Verwirrung seitens der Schwestern hier doch
beseitigt und ich bin bei ihnen untergekommen.
Das hat mich
echt gerührt, und ich habe mir vorgenommen, etwas von dieser Offenheit auch mit
nach Deutschland zu nehmen … - würde ich einfach so einer Fremden mein Haus
anbieten, nur weil sie in Not ist und weil sie jemanden kennt, den ich kenne?!?
…
Morgen nun
werde ich sie und ihre Familie besuchen, das freut mich dann auch!
Ansonsten
habe ich hier ein bisschen „Spazierengehen am Meer“ gemacht und gestern sogar
eine Runde schwimmen, allerdings möchte ich mir nun eine Schwimmbrille
besorgen, denn das Meer ist sehr lange sehr flach und es gibt neben Korallen
und allerlei hübschen Fischen (Nemo…. – ich habe Nemo gesehen…! ;-) ) vor allem auch Seeigel etc. – und ich würde
ungern jetzt noch unnötige Komplikationen haben ;-).
Eine
anthropologische Exkursion
Mit mir
wohnt eine weitere Deutsche bei den Schwestern, die schon seit vielen Jahren
immer wieder hierherkommt, Antje Kelm. Sie ist Anthropologin und war Leiterin
der Südseeabteilung in Hamburg am Museum für Völkerkunde, zwischenzeitlich ist
sie im Ruhestand, und hat ihr Interesse an ihrem Beruf nun einfach zu ihrem
Hobby gemacht (…andere spielen da halt dann Schach oder so ;-)...).
Hintergrund
aller ihrer letzten Aufenthalte hier in Rabaul waren Gegenstände (vor allem
kunstvolle Masken), die in den Archiven des Hamburger Museums für Völkerkunde
lagern und die vor gut einem Jahrhundert von einer Forschungsreise von hier mit
nach Hamburg gebracht wurden. Damals wurden aber keine allzu großen
Anstrengungen gemacht, die Geschichte und Legenden hinter all den Gegenständen
zu verstehen, und zusätzlich sprachen die Leute, die diese Reise hierher
unternahmen auch die Sprachen der Einwohner nicht (zur Erinnerung: in PNG gibt
es über 800 verschiedene Völker mit verschiedenen Sprachen!), so dass in
Hamburg nun diese äußerst kunstvollen Gegenstände lagern (außer Masken auch
Kriegsschilde und Waffen,…), zu denen es nur eine kleine Notiz gibt, die aber
häufig mehr Fragen aufwirft, als beantwortet.
Antje Kelm
hatte sich nun 2002 erstmals mit sehr detaillierten Fotos der Gegenstände der
Hamburger Sammlung hierher auf den Weg gemacht und sich in jahrelanger Arbeit
das Vertrauen der Leute hier (vor allem vom Stamm der Sulka) gewonnen. Einiges
an Wissen um die Herstellung dieser traditionellen Masken war bei den Stämmen
verlorengegangen, aber einige der Ältesten wussten noch um die Mythen und
Legenden; gemeinsam mit den Fotos konnte dann vieles an Wissen rekonstruiert
werden – und das Interesse für ihre Kultur und ihre Kunstfertigkeit hat dazu
geführt, dass nun auch die junge Generation wieder interessiert am Erbe ihrer
Vorfahren ist und z.B. (anhand der Bilder) wieder Masken angefertigt werden,
die schon „ausgestorben“ waren.
Die Sulka sind künstlerisch begabt; ein neu entstehendes Haus |
...und so sieht das Haus von innen aus - Blick in den "Dachstuhl" |
In diesem
Jahr ist Antje Kelm nun hier mit dem Produkt ihrer jahrelangen Arbeit – einem
Buch, das sie zusammengestellt und übersetzt hat, das aber in großen Teilen die
Erzählungen von John Sakle, einem der Clanältesten der Sulka (der sich ein Jahr
lang Abend für Abend hingesetzt hat und dies alles aufgeschrieben hat),
enthält. Gestern durfte ich dabei sein, wie John Sakle zum ersten Mal dieses
fertiggestellte Buch in Händen hält. Sehr spannend fand ich dann, dass er
sofort darum bat, dass alle Clanältesten seines Stammes dieses Buch bekommen,
damit das Wissen um ihre Kultur nicht verlorengeht und damit dies von den
nachfolgenden Generationen gehütet werden kann.
Dies ist
auch Antje Kelm ein Anliegen. Für sie ist die Kunst der Sulka Weltkulturerbe, das
nicht verlorengehen sollte.
Antje Kelm zeigt John Sakle das nun druckfertige Buch - ihr gemeinsames Buch! |
Für mich ist
diese Begegnung nun noch eine ganz andere Begegnung mit den Menschen hier und
ich bin ganz fasziniert von dieser Frau und ihrem Einsatz.
Bei
Interesse: Das Buch heißt „Children of Tamus – Die Kinder der Tamus – A History
of the Sulka in Papua New Guinea“; es wird herausgegeben vom Museum für
Völkerkunde Hamburg (Band 48 – für das Jahr 2015); ISBN 978-3-944193-03-8
In drei
Sprachen (Deutsch, Englisch, Tok Pisin) beschreibt es die Hintergründe dieser
Forschungsarbeit und die Geschichte dieser Masken, und dann aber vor allem die
Geschichte und die Mythen der Sulkas. Gepaart mit tollen Bildern und vielen
Hintergrundinformationen ist ein sehr interessantes und schönes Buch
entstanden, für das ich hier gerne ein wenig werbe ;-).
Antje Kelms Buch |
Und damit
habe ich nun wirklich wieder VIIIIIIIIIEL geschrieben :-).
WARM
greetings from Kokopo!
12.07.15
Mein letzter
Tag in PNG. Kaum zu fassen.
Ich sitze im
Innenhof der Capuchins in Port Moresby und sende SMS-Abschiedsgrüße etc. („All
my bags are packed…“) Zu meiner großen Freude habe ich hier Bischof Don doch
noch einmal getroffen – er kam gestern hier an und flog heute weiter. Außerdem
war eine Gruppe von 5 jungen Männern (von der FOCUS-Bewegung in den USA –
„Fellowship of Catholic University Students“ – tolle Gruppe, hatte ich vor 13
Jahren schon in den USA kennengelernt!) über Nacht hier, die nun ebenfalls auf
dem Weg nach Mendi sind, um dort für eine Wochen auszuhelfen und zu schauen, ob
sie langfristig hier eine Missionsmöglichkeit sehen.
Bishop Donald, die FOCUS-Missionare und weitere Bewohner des Kapuziner-Hauses |
Die
vergangenen Tage waren alle noch mit vielen Nettigkeiten und teils auch mit
Wiedersehen geprägt.
In Kokopo
hatte ich noch die Gelegenheit, einen Ausflug in das „echte“ Rabaul zu machen,
und die ganze Vulkanasche, die immer noch überall herumfliegt, zu sehen.
Spannend, ein unwirkliches Szenario. In der Nähe des Vulkans gibt es auch heiße
Quellen (nicht ganz so eindrucksvoll wie im Yellowstone Nationalpark, aber auf
eine ganz andere Art faszinierend); in einer Lawawüste kommt aus dem Boden an
verschiedenen Stellen heißes Wasser (der ganze Boden ist heiß!) und fließt in’s
Meer. Das Wasser der Quelle ist ca. 70°C heiß und das Meer (eine kleine Bucht)
ist so warm, dass es für einige sicherlich zu warm ist – einige Asiaten
(Japaner? Koreaner?) haben dort gebadet – auch witzig, denn es waren sicherlich
35°C Außentemperatur und noch viel heißer im Wasser. Ich wollte lediglich über
ein kleines Bächlein springen, habe mich (…natürlich…) verschätzt, bin mit
einem Fuß im (heißen!) Fluss gelandet und fand das doch SEHR heiß… - abkühlen
im Meer ging dann auch nicht, denn das war eben auch heiß. Ein unwirkliches
Szenario.
Berge und Vulkan aus der Ferne |
Näher am Vulkan - nun ganz klar als solcher erkennbar |
Im Vordergrund die heißen Quellen, im Hintergrund der Vulkan; der Boden ist richtig warm, das Wasser in dieser Buch ebenso |
Vulkanasche und -gestein überall; hiner den Hügeln liegt der ehemalige Flughafen von Rabaul. |
Außerdem war
ich bei Kokopo noch einen Nachmittag lang schnorcheln. Auch SEEEEHR cool. Ein
paar Meter vom Land entfernt in einer Tiefe, dass man meist noch stehen kann,
gibt es dort an einigen Stellen Korallenriffe. Leider sind viele der Korallen
bereits tot (kein Wunder, wenn sie so nahe am Strand sind, schließlich nimmt
auch die Zahl der Touristen zu – und viele von denen sind völlig ignorant, wenn
es darum geht, sich richtig zu verhalten), dennoch ist das sehr eindrucksvoll
(und es gibt eben doch noch wunderschöne, lebendige Korallenriffe). Wenn mir
jemand ein Bild gemalt hätte mit dieser Farbenvielfalt (an Fischen, Seesternen,
Korallen etc.), hätte ich das wahrscheinlich als „künstlerische Freiheit“
abgetan; aber diese Farbenpracht ist wirklich faszinierend! Riesige knallrote
Seesterne (größer als ein DINA4 Blatt und ca. 15 cm hoch), violette Seesterne;
und knallrot, pink, lila, orange, blau, gelb,… als Farben von Fischen. Genial!
(Na, und „Nemo“ habe ich natürlich auch gefunden!). Ein wirklich sehr schöner
Nachmittag!
Und noch
einen Ausflug habe ich dort in der Gegend gemacht: in’s „Hochland“, wo zu
Beginn des 20. Jahrhunderts einige (vorwiegend MSC) Missionare umgebracht
wurden. Zeitgleich mit mir war auch der Provinzial der MSCs (Deutscher) zur
Visitation in Rabaul; zusammen mit ihm, einem deutschen MSC-Bruder, einer
deutschen MSC-Schwester, dem (deutschen MSC) emeritierten Erzbischof von Rabaul
und einigen Anderen haben wir uns auf den Weg gemacht – und haben uns im Auto
auf Deutsch unterhalten ;-).
Die
ehemalige Missionsstation dort ist an einem wunderbar ruhigen Ort in
wunderschöner Natur (mit dem Meer in weiter Ferne am Horizont), ein inzwischen
sehr friedlicher Ort, wo anlässlich des hundertsten Jahrestags dieser Morde ein
Versöhnungsgottesdienst gefeiert wurde und wo dieser Missionare als Apostel des
Friedens gedacht wird.
Die neuerrichtete Kirche am Ort des Mordens |
Erzbischof emeritus Karl Hesse, MSC, feiert eine Heilige Messe mit uns |
9 Gräber für die Missionare |
Der Weg
dorthin erinnerte mich wieder an die Southern Highlands / Hela – wird mussten
durch einige Flüsschen fahren und hatten durchaus sehr holprige Straßen.
Resultat: ein geplatzter Reifen auf dem Rückweg (Premiere für mich!). Aber auch
hier zeigte sich, dass die Leute sehr hilfsbereit sind, denn sobald wir aus dem
Auto ausgestiegen waren, kam eine Mutter mit zwei (jugendlichen) Söhnen und hat
die Organisation des Reifenwechsels übernommen :-). Klasse!
Besonders war auch, dass ich am 7. Juli in Rabaul war; der 7. Juli ist nämlich des Festtag des (bislang) einzigen Seligen aus PNG, Peter ToRot. Peter ToRot war ein Katechet und Familienvater (bezeichnend, wie ich finde, dass der erste Selige hier ein Laie und eben kein Priester/ keine Schwester etc. war), der gegen Ende des zweiten Weltkriegs von den Japanern umgebracht wurde. Er verteidigte seinen katholischen Glauben und seine Überzeugung vom Wert der Familie und die katholischenLehrmeinung zur Sakramentalität der Ehe, geriet deswegen mit anderen in Konflikt, wurde an die Japaner verraten und umgebracht. Sein Todestag jährte sich dieses Jahr zum siebzigsten Mal und seine Seligsprechung zum zwanzigsten Mal, ein großes Jubiläumsjahr also, ein großer Festgottesdienst mit Bischof Francesco und Altbischof Karl und vielen Gläubigen - und ich mitten drin! :-) Ich habe sogar einen Bekannten aus Mendi wiedergetroffen, der nur wegen des Festes angereist war.
Sehr schön, dass ich dabei sein konnte!
Über diese "Straße" müssen sie kommen... |
...hier sind wir beinahe steckengeblieben... |
Selbst ein geplatzter Reifen ist kein Problem - die Dame und die beiden "Jungs" haben uns tatkräftig unterstützt |
Besonders war auch, dass ich am 7. Juli in Rabaul war; der 7. Juli ist nämlich des Festtag des (bislang) einzigen Seligen aus PNG, Peter ToRot. Peter ToRot war ein Katechet und Familienvater (bezeichnend, wie ich finde, dass der erste Selige hier ein Laie und eben kein Priester/ keine Schwester etc. war), der gegen Ende des zweiten Weltkriegs von den Japanern umgebracht wurde. Er verteidigte seinen katholischen Glauben und seine Überzeugung vom Wert der Familie und die katholischenLehrmeinung zur Sakramentalität der Ehe, geriet deswegen mit anderen in Konflikt, wurde an die Japaner verraten und umgebracht. Sein Todestag jährte sich dieses Jahr zum siebzigsten Mal und seine Seligsprechung zum zwanzigsten Mal, ein großes Jubiläumsjahr also, ein großer Festgottesdienst mit Bischof Francesco und Altbischof Karl und vielen Gläubigen - und ich mitten drin! :-) Ich habe sogar einen Bekannten aus Mendi wiedergetroffen, der nur wegen des Festes angereist war.
Sehr schön, dass ich dabei sein konnte!
Eine "Pita ToRot"-Statue in der Kathedrale, wo er begraben ist.. |
Reliquien von Peter ToRot |
…und dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von den MSC-Schwester und es
ging weiter nach Port Moresby – von sehr heißem Wetter zu schön
warmem Wetter (immer noch T-Shirt-Wetter, aber man kann sich normal bewegen,
ohne dass einem direkt der Schweiß ausbricht ;-) ).
Port Moresby hat mir nach all den Monaten dann auch noch beschert, dass ich tatsächlich noch ein (echtes, lebendiges) Bird of Paradise gesehen habe - nicht in freier Wildbahn, dafür aber fotogen im Käfig :-) - ich hätte das ja nicht mehr für möglich gehalten ;-)
Sehr extravagant diese Vögel (es gab dort in diesem Park noch viele weitere Tiere, die in PNG auch in freier Wildbahn leben, und wirklich noch einige weitere Vögel - die meisten auf irgendeine Art besonders... - eben extravagant ;-) ).
Abschied von den MSC-Schwestern; - bye, my Sisters! |
Sehr extravagant diese Vögel (es gab dort in diesem Park noch viele weitere Tiere, die in PNG auch in freier Wildbahn leben, und wirklich noch einige weitere Vögel - die meisten auf irgendeine Art besonders... - eben extravagant ;-) ).
Bird of Paradise |
13.07.15
irgendwo auf dem Flug zwischen Port Moresby, PNG und Brisbane, Australien
Das war nun
also der Abschied… VIIIIIELE SMSe wurden noch geschrieben und Anrufe getätigt
und dann hat mich Br. Jim zum Flughafen gebracht. :-) … der erste, der mich
hier begrüßt hat und der letzte, der mich verabschiedet hat. DANKE!
Ich bin mit
mindestens einem tränenden Auge gegangen – mein Herz tränt immer noch ;-)…
Für einen
Rückblick und Reflektionen ist es noch viel zu früh, das werde ich dann nach
und nach – unterwegs und daheim – machen. Eines ist für mich aber ganz klar:
ich bin unendlich DANKBAR für meine Zeit in PNG, ganz besonders in und um Mendi.
Dankbar für die vielen großartigen Menschen, mit denen ich leben durfte, für
die vielen Menschen, die mir begegnet sind, die mir vertraut haben, die mit mir
gearbeitet haben, die mich (durch ihr Beispiel) so viel gelehrt haben,… Dankbar
für die wunderbare Natur, die um mich herum war, für viele besondere Momente,
für viel Zeit für Reflektionen, für teilweise atemberaubend schöne Szenarien,…
Dankbar dafür, wie sehr diese Zeit mich persönlich weitergebracht hat und
besonders dankbar dafür, wie sehr ich mich durch diese Zeit geführt und
gesegnet gefühlt habe.
Ich fliege
traurig weg, aber mit einer inneren Gelassenheit, die schaut, was jetzt alles
Neues auf mich zukommt, und dem Vertrauen, dass ich weiter geführt werde und
meinen Weg gehe.
Noch ein Blick zurück auf PNG vom Flugzeug aus... - hoffentlich "Auf Wiedersehen"! |
Danke…
danke…. danke…!