Montag, 20. Juli 2015

Travelling

Heute hatte ich viel Zeit und konnte meine PNG-Reiseeindrücke und meinen endgültigen Abschied aus PNG fertig tippen, mit Bildern versehen und nun posten (Achtung! - Längerer Beitrag!)
(Für die, die nicht so häufig hier checken: Vorgestern habe ich auch noch die lange versprochenen Bilder zum Abschied aus Mendi online gestellt.)


Rabaul, 03.07.15

Mein Besuch in Lae
…und nun bin ich also doch schon in Rabaul;
die Tage in Lae waren schön und sehr interessant – der Kontrast zu Mendi riesig ;-) – plötzlich fand ich mich in einer Industriestadt wieder mit all den Annehmlichkeiten und Problemen, die dies mit sich bringt.
Ich wohnte in Lae im Guesthouse der katholischen Diözese dort und war überrascht, wie familiär dort alles zuging: der Bischof, der Generalvikar (und gleichzeitig Ortspriester der Kathedrale), sowie die beiden Schwestern, die dort wohnten und der Diakon – und eben alle anwesenden Gäste (das war ich - … - und für eine Nacht noch ein Priester aus den Highlands) treffen sich für alle Mahlzeiten (und je eine Kaffeepause am Morgen und am Nachmittag). Sehr angenehm!
Der Priester in der Kathedrale ist ein „wantok“ für mich: P. Arnold, ein Mariannhiller Missionar. ;-) Nach all den Monaten war es nett, einmal wieder „richtig“ Deutsch sprechen zu können (denn mit den Baldegger Schwestern habe ich vorwiegend Englisch gesprochen, da sie miteinander in Schwizerdütsch kommunizieren – das verstehe ich zwar, aber sprechen kann ich es nicht). 
Wantok-Treffen in Lae

P. Arnold hat mich dann auch ein wenig mitgenommen und mir gezeigt und erzählt, was seine Aufgaben in Lae sind – eine andere Welt, als in Mendi. Lae ist PNGs zweitgrößte Stadt mit viel Industrie und einem großen Hafen; die ganzen Fabriken bieten einerseits natürlich viele Arbeitsplätze, andererseits aber (häufig) auch schlechte Arbeitsbedingungen und eine recht geringe Bezahlung; dennoch werden aus der Umgebung Leute angezogen, häufig auch junge Leute und nicht selten auch Kinder, die von daheim fliehen. Was resultiert, könnt Ihr Euch denken: äußerst schlechte Wohnbedingungen (hier Settlements genannt und nicht Slums), viele Menschen, die ganz ohne ein Dach über dem Kopf sind, eine hohe Kriminalitätsrate, schlechte Bildung, Krankheiten, die sich schnell ausbreiten, z.B. eine große Zahl an neuen HIV-Infektionen, etc.
An vielen dieser Punkte versucht die katholische Kirche anzusetzen und zu helfen: das reicht von Krankenstationen und AIDS-Aufklärung über Programme, um Straßenkindern Lesen und Schreiben beizubringen, bis hin zur Speisung von Kranken und Straßenkindern. Ich habe in P. Arnold einen Mann kennengelernt, der unermüdlich im Dienst ist und der trotz der ständig wiederkehrenden Rückschläge und Enttäuschungen immer wieder weitermacht. Faszinierend. Leider weiß ich die genaue Formulierung nicht mehr, aber er hat mir einmal (ungefähr) gesagt, dass er mindestens so beharrlich darin ist, diesen Straßenkindern Gutes zu tun und sie zu lieben, wie sie ihn halt doch immer wieder enttäuschen.
Sehr faszinierend; ich weiß nicht, ob ich das so lange durchhalten würde – obwohl ich eine recht hohe Frustrationstoleranzgrenze habe. 
Pidgin lesen und schreiben lernen...

Kochen für die Kranken

Ansonsten sieht man in Lae ganz klar, dass China bereits jetzt einen großen Einfluss auf PNG hat – es gibt hier sehr viel chinesische Läden, die zwar einige praktische Dinge mit sich bringen, häufig aber eben auch sehr viel „Kruschd“. Dies betrachte ich mit einiger Besorgnis, denn viele der Dinge, die es dort zu kaufen gibt, sind zwar hinreichend bezahlbar, aber wohl nur für den einmaligen Gebrauch gedacht (oder so – Ihr wisst, was ich meine) und erhöhen somit nur die Müllmenge…

Ron, ein Bekannter, den ich in Mendi erstmals getroffen hatte, hatte einen Besuch in der Krokodilfarm in Lae organisiert. Das war auch ganz schön abgefahren. Tausende Krokodile werden da gezüchtet – das Leder und das Fleisch werden dann verkauft…
Schon interessant: ein riesiges Areal und Krokodile vom Ei bis zur Schlachtung – und dann noch ein paar große natürliche Habitate, wo sehr alte, riesige Krokodile „brüten“ – alles ausgeklügelt mit Bewässerung etc. – und dann ist der Preis für so ein Krokodilleder gar nicht soooo hoch , ich frage mich, was dann wirklich noch bei den Arbeitern ankommt… - obwohl alle Arbeiter dort gerne sind und ihre Arbeit nicht aufgeben wollen. 
Süß, die Kleinen... - aber auf keinen Fall den Finger in's Maul bekommen!

TAUSENDE Krokodile sind in der Farm - je nach Größe und Gewicht zusammen in einem Gehege
 
Einige wenige haben das Privileg, länger leben zu dürfen und für Nachwuchs zu sorgen


...und so könnte dann das "Endstadium" aussehen...

Ron hatte außerdem organisiert, dass wir in Lae in’s „Habitat“ gegangen sind – eine Art Zoo/ botanischer Garten mit Tieren, die in PNG vorkommen. Ansich eine großartige Idee, allerdings hatte dieses Habitat seine besten Tage schon hinter sich (leider zeigte sich hier wieder einmal, was ich in PNG schon einige Male beobachtet habe: solange ein „Expat“ – zumeist Australier – (s)ein Projekt geführt hat, lief es richtig gut und wurde gepflegt, doch wenn es dann an einheimische Geschäftsleute verkauft wird, fehlt diesen häufig das Herzblut, um mit der gleichen Energie und Akribie für dieses Projekt zu sorgen und es geht häufig – schwäbisch gesagt „d’r Bach naa“; ich schreibe dies völlig ohne jeglichen rassistischen Hintergedanken, aber die Mentalität hier ist einfach eine völlig andere).
Dieses Habitat nun hatte noch eine große Voliere und einige einzelne Käfige und war eingebettet in eine Gegend, die ein wenig tropischen Regenwald simulierten. Eigentlich wirklich eine nette Idee, mit der man auch durchaus Touristen anlocken könnte (und auch eigene Schulklassen, die die Flora und Fauna ihres Landes erkunden könnten),… eigentlich…. könnte….

…und dann ist in PNG ja auch der Zweite Weltkrieg allgegenwärtig. Wusste ich bevor ich hierherkam natürlich nicht (meiner Erinnerung nach habe ich aus irgendwelchen Gründen in meinem Geschichtsunterricht zwar zweimal (!) „alles“ bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs gelernt, aber darüber, was danach geschah, wurde ich – meiner Erinnerung nach – nie belehrt … und soooo oft war ich dann wohl doch nicht beim Kreide holen, oder doch?!? ). Immerhin hatte ich mich im Voraus darüber informiert, dass Deutschland hier einmal Kolonialmacht war – also zumindest im Nordosten von PNG (eingeschlossen der ganzen Inseln)... Zwischenzeitlich aber weiß ich, dass PNG hart umkämpft war – Japaner und (vor allem) Australier lieferten sich hier schwere Gefechte (Rabaul z.B. wurde durch Luftbombardement gänzlich zerstört – insofern finden sich im heutigen PNG auch so gut wie keine Spuren aus der Kolonialzeit). Bereits auf der Reise durch die Madang Provinz wurde ich immer wieder auf Höhlen etc. hingewiesen, die i.d.R. den japanischen Kämpfern als Versteck dienten, nun in Lae wurde mir angeraten, den Friedhof für die Kriegsopfer (der Alliierten) anzuschauen. Das habe ich dann auch gemacht. Friedhöfe faszinieren mich ja immer schon, dieser war geprägt von den verschiedenen Grabsteinen für die Gefallenen. Neben dem Namen und dem Sterbedatum, sowie dem Alter des Verstorbenen und seinem Einsatzort (Air Force, Navy, …) war dann noch die Möglichkeit, zwei persönliche Zeilen auf den Grabstein zu schreiben.
Einige haben diese Möglichkeit gar nicht genutzt, andere ihre Trauer um ihren Sohn (Gatten, Vater,…) zum Ausdruck gebracht, wieder andere dessen Treue zu „König und Vaterland“ und seinen Einsatz für die Freiheit, und manche eben auch ihre religiöse Überzeugung. 
Die Gräberreihen auf dem "War Cemetery"
Während ich an den Gräberreihen vorbeigelaufen bin, habe ich mich gefragt, ob ich mich wirklich so freuen würde, wenn mir als letzter Gruß mitgegeben würde, dass ich „meine Pflicht erfüllt“ habe…?!? – Hhhm.
Begleitet wurde ich zum Friedhof von einem der Straßenjungen von Fr. Arnold, der die Möglichkeit nutzt, seine Englischkenntnisse zu verbessern (und der sich dann sehr gefreut hat über das Essen und Trinken, das ich ihm gekauft habe als Dank und die 5 Kina „Trinkgeld“). Das war auch eine besondere Möglichkeit, er hat mir von seinem Leben erzählt und mir gezeigt, wo die Straßenjungs nachts schlafen, und mich dann auch einigen von ihnen noch vorgestellt. Interessant für mich war, dass ihn vermutlich alle gekannt haben, denn das war das einzige Mal, dass ich in Lae unterwegs war und mir nicht ständig irgendjemand irgendetwas hinterhergerufen hat. 
Mein "Stadtführer"

Ansonsten habe ich in Lae einmal wieder Pizza genossen (nicht, dass ich das in Deutschland besonders gerne esse, aber nach einigen Monaten ohne ist das doch mal wieder eine willkommene Abwechslung), sowie ein paar Gläser Wein (an verschiedenen Abenden!) und kam mir – nach Mendi – wirklich ein wenig wie im Einkaufsparadies vor. Es gibt dort SOOO viele Supermärkte, durchaus mit westlichen Standards, teilweise mit sehr ordentlichen Bäckereien (ich habe sogar eine Art Schwarzwälder Torte gegessen … - ein Manko war die Sahne – bei den Temperaturen dort ist das eben eine Art Ersatzsahne ;-)  ) und mit Regalen voll an Dingen und einer riesigen Auswahl (wenn ich mir überlege, dass wir in Mendi halt gekauft haben, was der Laden gerade hatte, und nicht, was wir brauchten…. – oder, dass ich es mehrfach nicht geschafft hatte, einen Eimer, einen Besen, einen Kochtopf in vernünftiger Größe oder irgendwelche Kekse im größten Supermarkt zu bekommen… - ein krasser Gegensatz). Ein Glück, dass ich nicht auf dem Weg zurück nach Mendi war, sonst wäre ich bestimmt in einen Einkaufsrausch verfallen :-).
;-) ein ungewohnter Anblick nach all den Monaten hier...


Rabaul
Seit 3 Tagen bin ich nun hier in Rabaul und ich vermisse Mendi jetzt schon (hatte ich schon in Lae ;-)  ) – nicht die Temperaturen (ich genieße die 35+ -Grad-Celsius, die es hier tagsüber hat und die 25°C nachts, die einem dann schon ziemlich kühl vorkommen ;-)  ), aber die Natur und natürlich die Leute. Dennoch freue ich mich sehr, hier in Rabaul zu sein und die nochmals so völlig anderen Leute kennenzulernen. Rabaul ist auf der Insel „New Britain“ und eigentlich ist die Aussage, dass ich in Rabaul bin auch falsch, denn Rabaul wurde 1994 durch einen Vulkanausbruch (bei dem aber nur 2 Menschen starben) in Schutt und Asche gelegt. 
Kokopo - Idylle; jenseits der Bucht (der kleine "Berg" links) der aktive Vulkan, der "geholfen" hat, Rabaul vor 20 Jahren zu begraben

Seitdem entsteht ca. 30 km die Küste entlang Richtung Süden die neue Hauptstadt von East New Britain, Kokopo. Kokopo wächst extrem schnell und erfüllt in vielerlei Hinsicht westliche Standards. Was mir bereits in Lae aufgefallen ist, ist hier noch viel ausgeprägter: es gibt hier auch eine Mittelschicht. In den Highlands ist mir ganz krass aufgefallen, dass die Leute entweder sehr arm oder extrem reich sind und dass es so gut wie nichts dazwischen gibt. Hier aber gibt es viele Leute, die gut angestellt sind und sich eine Mietswohnung leisten, die ihre Kinder zur Schule schicken; Leute, die deutlich besser gebildet sind, etc. East New Britain gilt als die Gegend in PNG, die am weitesten entwickelt ist.
Außerdem gelten die Leute hier als sehr nett und das habe ich auch schon selbst erfahren: es gab zunächst Verwirrung, wie ich hier untergebracht sein würde und eine Frau, die mich überhaupt nicht kennt, deren Kollege allerdings einen der Brüder aus Mendi gut kennt, hat ganz spontan angeboten, dass ich bei ihr wohnen könnte – und hat gleich versucht, ihren Mann anzurufen. Dieser hat dann auch zugestimmt, aber dann war die Verwirrung seitens der Schwestern hier doch beseitigt und ich bin bei ihnen untergekommen.
Das hat mich echt gerührt, und ich habe mir vorgenommen, etwas von dieser Offenheit auch mit nach Deutschland zu nehmen … - würde ich einfach so einer Fremden mein Haus anbieten, nur weil sie in Not ist und weil sie jemanden kennt, den ich kenne?!? …
Morgen nun werde ich sie und ihre Familie besuchen, das freut mich dann auch!

Ansonsten habe ich hier ein bisschen „Spazierengehen am Meer“ gemacht und gestern sogar eine Runde schwimmen, allerdings möchte ich mir nun eine Schwimmbrille besorgen, denn das Meer ist sehr lange sehr flach und es gibt neben Korallen und allerlei hübschen Fischen (Nemo…. – ich habe Nemo gesehen…! ;-)  ) vor allem auch Seeigel etc. – und ich würde ungern jetzt noch unnötige Komplikationen haben ;-).

Eine anthropologische Exkursion
Mit mir wohnt eine weitere Deutsche bei den Schwestern, die schon seit vielen Jahren immer wieder hierherkommt, Antje Kelm. Sie ist Anthropologin und war Leiterin der Südseeabteilung in Hamburg am Museum für Völkerkunde, zwischenzeitlich ist sie im Ruhestand, und hat ihr Interesse an ihrem Beruf nun einfach zu ihrem Hobby gemacht (…andere spielen da halt dann Schach oder so ;-)...).
Hintergrund aller ihrer letzten Aufenthalte hier in Rabaul waren Gegenstände (vor allem kunstvolle Masken), die in den Archiven des Hamburger Museums für Völkerkunde lagern und die vor gut einem Jahrhundert von einer Forschungsreise von hier mit nach Hamburg gebracht wurden. Damals wurden aber keine allzu großen Anstrengungen gemacht, die Geschichte und Legenden hinter all den Gegenständen zu verstehen, und zusätzlich sprachen die Leute, die diese Reise hierher unternahmen auch die Sprachen der Einwohner nicht (zur Erinnerung: in PNG gibt es über 800 verschiedene Völker mit verschiedenen Sprachen!), so dass in Hamburg nun diese äußerst kunstvollen Gegenstände lagern (außer Masken auch Kriegsschilde und Waffen,…), zu denen es nur eine kleine Notiz gibt, die aber häufig mehr Fragen aufwirft, als beantwortet.
Antje Kelm hatte sich nun 2002 erstmals mit sehr detaillierten Fotos der Gegenstände der Hamburger Sammlung hierher auf den Weg gemacht und sich in jahrelanger Arbeit das Vertrauen der Leute hier (vor allem vom Stamm der Sulka) gewonnen. Einiges an Wissen um die Herstellung dieser traditionellen Masken war bei den Stämmen verlorengegangen, aber einige der Ältesten wussten noch um die Mythen und Legenden; gemeinsam mit den Fotos konnte dann vieles an Wissen rekonstruiert werden – und das Interesse für ihre Kultur und ihre Kunstfertigkeit hat dazu geführt, dass nun auch die junge Generation wieder interessiert am Erbe ihrer Vorfahren ist und z.B. (anhand der Bilder) wieder Masken angefertigt werden, die schon „ausgestorben“ waren. 
Die Sulka sind künstlerisch begabt; ein neu entstehendes Haus

...und so sieht das Haus von innen aus - Blick in den "Dachstuhl"
In diesem Jahr ist Antje Kelm nun hier mit dem Produkt ihrer jahrelangen Arbeit – einem Buch, das sie zusammengestellt und übersetzt hat, das aber in großen Teilen die Erzählungen von John Sakle, einem der Clanältesten der Sulka (der sich ein Jahr lang Abend für Abend hingesetzt hat und dies alles aufgeschrieben hat), enthält. Gestern durfte ich dabei sein, wie John Sakle zum ersten Mal dieses fertiggestellte Buch in Händen hält. Sehr spannend fand ich dann, dass er sofort darum bat, dass alle Clanältesten seines Stammes dieses Buch bekommen, damit das Wissen um ihre Kultur nicht verlorengeht und damit dies von den nachfolgenden Generationen gehütet werden kann.
Dies ist auch Antje Kelm ein Anliegen. Für sie ist die Kunst der Sulka Weltkulturerbe, das nicht verlorengehen sollte. 
Antje Kelm zeigt John Sakle das nun druckfertige Buch - ihr gemeinsames Buch!
Für mich ist diese Begegnung nun noch eine ganz andere Begegnung mit den Menschen hier und ich bin ganz fasziniert von dieser Frau und ihrem Einsatz.
Bei Interesse: Das Buch heißt „Children of Tamus – Die Kinder der Tamus – A History of the Sulka in Papua New Guinea“; es wird herausgegeben vom Museum für Völkerkunde Hamburg (Band 48 – für das Jahr 2015); ISBN 978-3-944193-03-8
In drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Tok Pisin) beschreibt es die Hintergründe dieser Forschungsarbeit und die Geschichte dieser Masken, und dann aber vor allem die Geschichte und die Mythen der Sulkas. Gepaart mit tollen Bildern und vielen Hintergrundinformationen ist ein sehr interessantes und schönes Buch entstanden, für das ich hier gerne ein wenig werbe ;-).
Antje Kelms Buch

Und damit habe ich nun wirklich wieder VIIIIIIIIIEL geschrieben :-).
WARM greetings from Kokopo!

12.07.15
Mein letzter Tag in PNG. Kaum zu fassen.
Ich sitze im Innenhof der Capuchins in Port Moresby und sende SMS-Abschiedsgrüße etc. („All my bags are packed…“) Zu meiner großen Freude habe ich hier Bischof Don doch noch einmal getroffen – er kam gestern hier an und flog heute weiter. Außerdem war eine Gruppe von 5 jungen Männern (von der FOCUS-Bewegung in den USA – „Fellowship of Catholic University Students“ – tolle Gruppe, hatte ich vor 13 Jahren schon in den USA kennengelernt!) über Nacht hier, die nun ebenfalls auf dem Weg nach Mendi sind, um dort für eine Wochen auszuhelfen und zu schauen, ob sie langfristig hier eine Missionsmöglichkeit sehen. 
Bishop Donald, die FOCUS-Missionare und weitere Bewohner des Kapuziner-Hauses

Die vergangenen Tage waren alle noch mit vielen Nettigkeiten und teils auch mit Wiedersehen geprägt.
In Kokopo hatte ich noch die Gelegenheit, einen Ausflug in das „echte“ Rabaul zu machen, und die ganze Vulkanasche, die immer noch überall herumfliegt, zu sehen. Spannend, ein unwirkliches Szenario. In der Nähe des Vulkans gibt es auch heiße Quellen (nicht ganz so eindrucksvoll wie im Yellowstone Nationalpark, aber auf eine ganz andere Art faszinierend); in einer Lawawüste kommt aus dem Boden an verschiedenen Stellen heißes Wasser (der ganze Boden ist heiß!) und fließt in’s Meer. Das Wasser der Quelle ist ca. 70°C heiß und das Meer (eine kleine Bucht) ist so warm, dass es für einige sicherlich zu warm ist – einige Asiaten (Japaner? Koreaner?) haben dort gebadet – auch witzig, denn es waren sicherlich 35°C Außentemperatur und noch viel heißer im Wasser. Ich wollte lediglich über ein kleines Bächlein springen, habe mich (…natürlich…) verschätzt, bin mit einem Fuß im (heißen!) Fluss gelandet und fand das doch SEHR heiß… - abkühlen im Meer ging dann auch nicht, denn das war eben auch heiß. Ein unwirkliches Szenario.
Berge und Vulkan aus der Ferne

Näher am Vulkan - nun ganz klar als solcher erkennbar

Im Vordergrund die heißen Quellen, im Hintergrund der Vulkan; der Boden ist richtig warm, das Wasser in dieser Buch ebenso

Vulkanasche und -gestein überall; hiner den Hügeln liegt der ehemalige Flughafen von Rabaul.

Außerdem war ich bei Kokopo noch einen Nachmittag lang schnorcheln. Auch SEEEEHR cool. Ein paar Meter vom Land entfernt in einer Tiefe, dass man meist noch stehen kann, gibt es dort an einigen Stellen Korallenriffe. Leider sind viele der Korallen bereits tot (kein Wunder, wenn sie so nahe am Strand sind, schließlich nimmt auch die Zahl der Touristen zu – und viele von denen sind völlig ignorant, wenn es darum geht, sich richtig zu verhalten), dennoch ist das sehr eindrucksvoll (und es gibt eben doch noch wunderschöne, lebendige Korallenriffe). Wenn mir jemand ein Bild gemalt hätte mit dieser Farbenvielfalt (an Fischen, Seesternen, Korallen etc.), hätte ich das wahrscheinlich als „künstlerische Freiheit“ abgetan; aber diese Farbenpracht ist wirklich faszinierend! Riesige knallrote Seesterne (größer als ein DINA4 Blatt und ca. 15 cm hoch), violette Seesterne; und knallrot, pink, lila, orange, blau, gelb,… als Farben von Fischen. Genial! (Na, und „Nemo“ habe ich natürlich auch gefunden!). Ein wirklich sehr schöner Nachmittag!

Und noch einen Ausflug habe ich dort in der Gegend gemacht: in’s „Hochland“, wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige (vorwiegend MSC) Missionare umgebracht wurden. Zeitgleich mit mir war auch der Provinzial der MSCs (Deutscher) zur Visitation in Rabaul; zusammen mit ihm, einem deutschen MSC-Bruder, einer deutschen MSC-Schwester, dem (deutschen MSC) emeritierten Erzbischof von Rabaul und einigen Anderen haben wir uns auf den Weg gemacht – und haben uns im Auto auf Deutsch unterhalten ;-).
Die ehemalige Missionsstation dort ist an einem wunderbar ruhigen Ort in wunderschöner Natur (mit dem Meer in weiter Ferne am Horizont), ein inzwischen sehr friedlicher Ort, wo anlässlich des hundertsten Jahrestags dieser Morde ein Versöhnungsgottesdienst gefeiert wurde und wo dieser Missionare als Apostel des Friedens gedacht wird.
Die neuerrichtete Kirche am Ort des Mordens

Erzbischof emeritus Karl Hesse, MSC, feiert eine Heilige Messe mit uns

9 Gräber für die Missionare
Der Weg dorthin erinnerte mich wieder an die Southern Highlands / Hela – wird mussten durch einige Flüsschen fahren und hatten durchaus sehr holprige Straßen. Resultat: ein geplatzter Reifen auf dem Rückweg (Premiere für mich!). Aber auch hier zeigte sich, dass die Leute sehr hilfsbereit sind, denn sobald wir aus dem Auto ausgestiegen waren, kam eine Mutter mit zwei (jugendlichen) Söhnen und hat die Organisation des Reifenwechsels übernommen :-). Klasse!
Über diese "Straße" müssen sie kommen...

...hier sind wir beinahe steckengeblieben...

Selbst ein geplatzter Reifen ist kein Problem - die Dame und die beiden "Jungs" haben uns tatkräftig unterstützt


Besonders war auch, dass ich am 7. Juli in Rabaul war; der 7. Juli ist nämlich des Festtag des (bislang) einzigen Seligen aus PNG, Peter ToRot. Peter ToRot war ein Katechet und Familienvater (bezeichnend, wie ich finde, dass der erste Selige hier ein Laie und eben kein Priester/ keine Schwester etc. war), der gegen Ende des zweiten Weltkriegs von den Japanern umgebracht wurde. Er verteidigte seinen katholischen Glauben und seine Überzeugung vom Wert der Familie und die katholischenLehrmeinung zur Sakramentalität der Ehe, geriet deswegen mit anderen in Konflikt, wurde an die Japaner verraten und umgebracht. Sein Todestag jährte sich dieses Jahr zum siebzigsten Mal und seine Seligsprechung zum zwanzigsten Mal, ein großes Jubiläumsjahr also, ein großer Festgottesdienst mit Bischof Francesco und Altbischof Karl und vielen Gläubigen - und ich mitten drin! :-) Ich habe sogar einen Bekannten aus Mendi wiedergetroffen, der nur wegen des Festes angereist war.
Sehr schön, dass ich dabei sein konnte!
 
Eine "Pita ToRot"-Statue in der Kathedrale, wo er begraben ist..


Reliquien von Peter ToRot


…und dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von den MSC-Schwester und es ging weiter nach Port Moresby – von sehr heißem Wetter zu schön warmem Wetter (immer noch T-Shirt-Wetter, aber man kann sich normal bewegen, ohne dass einem direkt der Schweiß ausbricht ;-) ).
Abschied von den MSC-Schwestern; - bye, my Sisters!
Port Moresby hat mir nach all den Monaten dann auch noch beschert, dass ich tatsächlich noch ein (echtes, lebendiges) Bird of Paradise gesehen habe - nicht in freier Wildbahn, dafür aber fotogen im Käfig :-) - ich hätte das ja nicht mehr für möglich gehalten ;-)
Sehr extravagant diese Vögel (es gab dort in diesem Park noch viele weitere Tiere, die in PNG auch in freier Wildbahn leben, und wirklich noch einige weitere Vögel - die meisten auf irgendeine Art besonders... - eben extravagant ;-)  ).
Bird of Paradise

13.07.15 irgendwo auf dem Flug zwischen Port Moresby, PNG und Brisbane, Australien
Das war nun also der Abschied… VIIIIIELE SMSe wurden noch geschrieben und Anrufe getätigt und dann hat mich Br. Jim zum Flughafen gebracht. :-) … der erste, der mich hier begrüßt hat und der letzte, der mich verabschiedet hat. DANKE!
Ich bin mit mindestens einem tränenden Auge gegangen – mein Herz tränt immer noch ;-)…
Für einen Rückblick und Reflektionen ist es noch viel zu früh, das werde ich dann nach und nach – unterwegs und daheim – machen. Eines ist für mich aber ganz klar: ich bin unendlich DANKBAR für meine Zeit in PNG, ganz besonders in und um Mendi. Dankbar für die vielen großartigen Menschen, mit denen ich leben durfte, für die vielen Menschen, die mir begegnet sind, die mir vertraut haben, die mit mir gearbeitet haben, die mich (durch ihr Beispiel) so viel gelehrt haben,… Dankbar für die wunderbare Natur, die um mich herum war, für viele besondere Momente, für viel Zeit für Reflektionen, für teilweise atemberaubend schöne Szenarien,… Dankbar dafür, wie sehr diese Zeit mich persönlich weitergebracht hat und besonders dankbar dafür, wie sehr ich mich durch diese Zeit geführt und gesegnet gefühlt habe.
Ich fliege traurig weg, aber mit einer inneren Gelassenheit, die schaut, was jetzt alles Neues auf mich zukommt, und dem Vertrauen, dass ich weiter geführt werde und meinen Weg gehe.
Noch ein Blick zurück auf PNG vom Flugzeug aus... - hoffentlich "Auf Wiedersehen"!
Danke… danke…. danke…!

Samstag, 18. Juli 2015

Abschied aus Mendi - in Bildern

Im letzten Post hatte ich versprochen, die Bilder der letzten Wochen und Tage nachzureichen. Dies geschieht hiermit...

Da war zunächst mein Besuch der Secondary School in Tari:
School assembly morgens - ich gebe ein paar Gedanken zum Weltumwelttag mit
Das Science-Gebäude (mit Geldern aus Australien errichtet)


Das hat mich empfangen, als ich durch die Tür des Chemiesaals ging...

Chemiesaal - (Un)Ordnung

Die Boxen voll mit allerlei Zubehör für den Experimentierunterricht

...unter anderem mit Quecksilber...


Die Science-Teachers


Schulleiter und stellvertretende Schulleiterin - POWERFRAU!      






Dann habe ich es tatsächlich noch auf die Berge auf der anderen Seite des Tales geschafft! Morgen für Morgen habe ich diese wunderbare Aussicht genossen und wollte so gerne auch noch den Blick zurück nach Mendi genießen können. :-) Juhuuu! Es hat noch geklappt!


Da bin ich oben... - rechts im Bild die Landebahn von Mendi

Ausbilck auf Mendi Valley; Jenseits der Landebahn, der große "Komplex" ist die katholische Mission

Und das ist ein Blick auf die katholische Missionsstation
Sehr schön da oben!


...und dann begannen die Abschiede...

MC-Sisters
;-) welcher Platz wird wohl meiner werden?

;-) - Thank you, my dear Sisters!

2. mit den Baldegger Schwestern im neu eingeweihten NOBELHOTEL in Mendi
Meine "Wantoks" - wir warten auf's Essen

...und lassen uns das Hotel zeigen...

Vier sehr faszinierende Schwestern; die fünfte ist gerade auf Heimaturlaub in der Schweiz

Der erste große Spiegel, den ich seit Monaten gesehen habe

Dann wurde ich ein paar Tage später nochmals dorthin eingeladen - von Bischof Don und den Kapuzinern, die mir am nähsten standen (NB - die Preise für ein Essen dort sind sehr moderat - 10-15 Euro, nur die Zimmerpreise sind horrrend - 150-200 Euro)
Lauter faszinierende Missionare
"Zwischendurch" habe ich auch mal zum Essen eingeladen: Geschnetzeltes (Hühnchen) und Spätzle; zuvor Kürbissuppe und als Nachtisch Kuchen ;-)
Eine spannende Mischung: zwei der local girls, Bp. Don und drei Schwestern

Auch die AD-Sisters (ebenfalls eine PNG-Gemeinschaft; AD = Ancillae Domini) haben mich eingeladen - und ich bekam einen SOOOOOOO schönen Kuchen
Die beiden AD-Schwestern in Mendi
...ist er nicht schön?!?!... - und lecker!!!

Dann haben "meine" FSM-Schwestern (also die, bei denen ich im Haus gewohnt habe) einen der Priester gebeten, dort im Haus einen Gottesdienst für mich zu feiern - als Dank und für meine sichere Reise... - ich war ganz gerührt... - eine Messe, "nur" für mich...
Messe für mich in der Hauskaelle

anschließendes Frühstück

Ein indisches Abendessen im DPC mit den FCC-Schwestern und den beiden indischen Computerlehrern...
find the non-Indian ;-)


Auch bei den Kapuzinern war ich noch eingeladen
abschließendes gemeinsames Spülen... - Bp. Don beim Abtrocknen...

...und dann musste ich mich von manchen Dingen trennen...
Den wunderschönen Regenbogenschirm und den Rock habe ich zurückgelassen

...und andere Dinge habe ich bekommen, wie z.B. Bilums..
...dieses habe ich etwas zweckentfremdet...- auch ganz hübsch, wie ich finde ;-)

Den letzten großen Abschied haben mir die FSM-Schwestern bereitet - ein großartiges Abendessen mit einem netten geselligen Abend. SEHR nett!
Viele gute Wünsche als Dekoration an der Wand

die FSM-Schwestern in Mendi

Die gleichen Schwestern... - führen für mich ein kleines "Drama" auf ;-). Klasse!

Tja.... - und dann musste ich los...
Ein letzter Abschied in Mt. Hagen am Flughafen...

Danke, dass Ihr mich zum Flughafen gebracht habt...! - Zusammen knapp 90 Jahre Missionstätigkeit...

Hoffentlich AUF WIEDERSEHEN, Mendi!