Dienstag, 30. September 2014

Travelling



30.09.14
Heute habe ich zum ersten Mal hier „offiziell“ unterrichtet! (Theoretisch) 34 Schüler mit 7 Computerarbeitsplätzen (plus 2 alte) ist eine kleine Herausforderung, aber es ging ganz ordentlich. Die Schüler haben sich brav abgewechselt und haben versucht, ihre verstaubten Grundkenntnisse in Word wieder zu reaktivieren. Ich habe dann einfach angeboten, dass sie nach der Stunde noch weiter üben können (war die letzte Stunde nachmittags) und das haben sehr viele angenommen. Das wird nun meine Aufgabe sein: Computer-Unterricht – für Schüler, Lehrer und Angestellte :-) – Word, Powerpoint und Excel- Grundlagen!
Ab Donnerstag fällt das gleich schon wieder aus, da ich ja mit dem Bischof (und wie ich zwischenzeitlich erfahren habe, auch mit dem Diakon und vermutlich noch einem der Patres von hier) in der Diözese unterwegs sein werde (lauter Männer… - ich hoffe, dass ich dann bei einer potentiellen Reifenpanne wenigstens nicht die Reifen wechseln muss ;-)  ).
--> Das heißt, ich werde mich wohl auch hier nicht melden bis nächstes Wochenende. Also: kein Grund zur Sorge!

Sonntag, 28. September 2014

Hexenjagd, helicopters und Heiteres


27.09.2014
Es regnet, nein, es schüttet! Es ist viertel vor neun abends und draußen regnet es wolkenbruchartig – und das ist ganz normal! Das Wetter ist hier sehr unvorhersehbar, es ist tagsüber wirklich meist ziemlich warm, teilweise fast heiß, vor allem am Morgen und um die Mittagszeit herum und dann wird es i.d.R. schlechter und es beginnt irgendwann zu regnen, so dass es nachts bis in den einstelligen Temperaturbereich geht (das ist aber selten!). Sehr spannend, denn das ist eindeutig tropisches Wetter – und dennoch sind wir hier bei knapp 1800 Metern eben auch im Hochland und die Kombination ist eigentlich gar nicht so schlecht (sogar, wenn man – wie ich – sein Temperaturoptimum eher bei 25°C hat – aber gegen die Kälte gibt es ja Fleecepullis und Jacken, bzw. warme Socken ;-)  ).
An die, die sich „Sorgen“ gemacht haben, ob ich gut genug angezogen bin: definitiv! Hier ist „alles“ gut – oder eben halt auch „nichts“. Die Kombinationen, was zu was angezogen wird, sind abenteuerlich und häufig auch nicht besonders hübsch (und manchmal sogar nicht einmal praktisch). Insofern: Trekkingschuhe mit Rock sind da VÖLLIG in Ordnung! ;-)

Heute war ich unterwegs in „Wa“ (so heißt das Dorf). Ich hatte schon bevor ich nach PNG kam über eine der Schwestern, die hier tätig sind, einen Bericht gelesen, in dem stand, dass sie sich gegen „Hexen“verfolgung (die hier in PNG immer noch stattfindet) einsetzt. In dem Artikel war auch ein konkretes Beispiel einer „Hexen“verfolgung hier genannt. Natürlich habe ich diese Schwester darauf angesprochen und daraufhin hat sie mir von der „Hexen“verfolgung, die hier praktisch im Nachbardorf stattgefunden hat, berichtet und eine der „Locals“, mit der sie damals unterwegs war, gebeten, mich in dieses Dorf zu bringen.
Wir sind also heute Morgen losgelaufen und waren nach knapp 30 Minuten dort (da gerade eine Beerdigung stattgefunden hatte, war dort auch großes „Pigkill“ und „Mumu“ – you remember - ….). Währenddessen hat sie mir erzählt, wie sich die Geschichte damals (vor ca. 1,5 Jahren) zugetragen hatte:
Sie (Maria; sie arbeitet hier im „Haus Sik“ – der Krankenstation – der Missionsstation) und die Schwester wurden alarmiert, dass im Nachbardorf zwei Frauen gefoltert würden, weil sie für den Tod von zwei Männern (die beide sehr plötzlich gestorben waren) verantwortlich gemacht wurden. Die Familien der beiden Männer hatten diese beiden Frauen (Mutter und Tochter) aus irgendwelchen Gründen dafür verantwortlich gemacht. Die Schwester und Maria machten sich sofort auf den Weg in dieses Dorf – mit dem Auto, wurden aber von vielen Menschen daran gehindert, wirklich in das Dorf hineinzufahren, woraufhin sie umkehrten und den Fußweg (der direkter in’s Dorf hineinführt) nahmen. Dann im Dorf angekommen, wurden die beiden bedroht, schafften es aber, bis zum Dorfplatz vorzudringen, wo die beiden Frauen an Stämmen befestigt waren und gefoltert und schwer misshandelt wurden (ich erspare Euch die Details). Die meisten Menschen standen „einfach nur“ herum, einige wenige quälten die Frauen, andere schafften Reifen etc. herbei, und schafften eine Art Scheiterhaufen.
Die Schwester und Maria versuchten durch allerlei Argumente, die Männer dazu zu bringen, aufzuhören, schafften es aber nicht, wurden selbst bedroht, ließen sich aber nicht vertreiben und beschlossen, stattdessen zu beten (einige Dekaden des Rosenkranzes). Nach einiger Zeit ließen sich die Peiniger letztlich dazu überreden, dass die beiden Frauen der Polizei übergeben werden (die NICHT eingegriffen hat!), so dass die beiden schließlich (schwerst verletzt, aber am Leben) in’s Gefängnis in Mendi gebracht wurden. Da keiner der Locals den beiden nahe kommen wollte, mussten die Schwester und Maria die beiden eigenhändig tragen und dort abliefern. Währenddessen wurden sie immer wieder bedroht und mussten sich wüste Beschimpfungen anhören. Da dies nicht aufhörte, beschlossen die beiden, die Krankenstation für einen Monat zuzumachen (es waren natürlich die gleichen Leute, die sonst selbstverständlich vorbeikamen, wenn sie selbst Hilfe benötigten, die nun Drohungen aussprachen), um sich ausschließlich um die Pflege der beiden Schwerverletzten zu kümmern. Dies taten sie dann auch – häufig bei Nacht (es musste noch eine nächtliche Fahrt in’s Krankenhaus erfolgen, da eine der Frauen einen Beckenbruch o.ä. erlitten hatte, etc.), wobei sie wiederum auf keinerlei Hilfe der Locals zählen konnten. Letztlich kontaktierten sie einen Bekannten (Arzt, selbst Ausländer) und brachten die beiden in Sicherheit – 7 Autostunden entfernt von Mendi.
(Die Geschichte ist noch etwas komplexer, aber dies ist einmal das Grundgerüst.) Beide Frauen leben immer noch, können sich aber wohl nie wieder hier sehen lassen.

Sehr krass das, denn EIGENTLICH sind die Leute, wenn man ihnen „so“ begegnet sehr freundlich und wollen alle ein bisschen reden etc. (einer der Männer, der damals - nach Marias Erzählungen - eifrig dabei war, brennbare Materialien für den „Scheiterhaufen“ zusammenzusammeln kam strahlend auf mich zu und begann ein wenig Smalltalk mit mir – in sehr ordentlichem Englisch). Ich vermute, dass das große Problem ist, dass ein Großteil der Leute hier Analphabeten sind, oder zumindest einen äußerst niedrigen Bildungsstandard hat. Diese Dorfbewohner lesen nicht selbst (und bekommen selbstverständlich nichts mit, was außerhalb ihrer eigenen Welt geschieht) und geben das, was sie hören, als Wissen weiter. Und dann braucht es wohl nur wenige sehr aufgebrachte Menschen, die sich sehr vehement und überzeugend für etwas einsetzen, um eine Menschenmasse für sich zu gewinnen – und der Rest wird sich hüten, diesen entgegenzutreten und stattdessen „einfach nur“ dastehen….
Wirklich ein sehr krasser Vormittag heute Morgen – krass irgendwie auch, WIE Maria mir das erzählt hat, irgendwie so unemotional. Mein „Kopfkino“ reichte schon aus, um mich äußerst unwohl zu fühlen und mir zu überlegen, wie diese Leute (von denen mir bestimmt einige begegnet sind) so etwas machen können – Maria kennt diese Leute, sie kommt aus diesem Dorf, ihre halbe Familie lebt dort noch – wie nur kann sie wieder zur Normalität übergehen?
-> Das Leben hier ist anders und man hat andere Ansprüche. So behütet und sicher, wie wir in Deutschland sind diese Leute einfach nicht.
Maria und diese Schwester jedenfalls sind Heldinnen!

Themenwechsel!!!

Heute Mittag habe ich mich dann noch mit Ken getroffen – er war der Helikopterpilot, den ich direkt bei meiner Ankunft in Port Moresby am Flughafen kennengelernt hatte. Bislang war er meist sehr lange im Einsatz, heute hatte es sich ergeben, dass ich ab Mittag frei hatte und er ebenfalls, so dass er mich einlud, bei ihnen (den Piloten, Technikern etc.) zu Mittag zu essen. Das war dann das richtige Kontrastprogramm, denn dort waren so gut wie nur Neuseeländer und Australier, das Essen war entsprechend (Pork Chop, Meatballs, Cole Slaw, Donuts,… ;-)  ) und es war tatsächlich sehr nett! Diese Leute haben auch eine sehr interessante Arbeit: sie sind jeweils 4 Wochen in PNG und dann wieder für 4 Wochen zuhause bei ihren Frauen / Familien, um dann wieder für 4 Wochen nach PNG zu kommen etc….
Auf jeden Fall war das sehr gut, denn nun kenne ich wieder einige Leute mehr, die in Mendi sind (und ich habe auch hier wieder einige Locals kennengelernt – eine davon kannte mich tatsächlich bereits aus der Kirche) – UND ich bin zu Fuß über den Flughafen Mendi gegangen ;-) – wer kann das schon von sich sagen?! ;-) Falls es sich ergibt, nimmt mich einer der Piloten vielleicht einmal mit auf einen Flug in die nähere Umgebung (falls sie noch Platz haben und ich Zeit habe) und ich werde hin und wieder mal zum „Western Food“, bzw. einfach zum Grillen eingeladen. Auch sehr schön!
Und heute Abend habe ich „meiner“ indischen Schwester noch ein Spiel beigebracht – sie hat mich dreimal glatt abgezogen ;-). What a day!

Gestern durfte ich zum ersten Mal an einer Sitzung teilnehmen.
Am 1. Dezember wird hier der Welt-AIDS-Tag begangen und die Leute, die hier in der AIDS-Aufklärung und Behandlung arbeiten, möchten diesen Tag auch entsprechend begehen, indem sie Leute aus der Gegend, aber eben auch aus entfernteren Teilen der Provinz einladen.
Während der ersten halben Stunde fehlte die Schwester (Schweizerin), die die Hauptverantwortung dafür trägt, doch die anderen wollten schon einmal beginnen (zumal zwei andere die eigentliche Verantwortung übernehmen sollten). In dieser halben Stunde ging es (soweit ich das mit meinen jetzigen Pidgin-Kenntnissen verstanden habe) nur um’s Geld – wie viel Geld es im letzten Jahr gab, welche Provinz wieviel bekommt/ bekam, wie das Geld warum verteilt wurde, warum das ungerecht ist, warum das zu wenig ist, dass das Geld nicht ausreicht (keiner wusste, wieviel Geld es geben würde – oder von wem),…
Als die Schwester dann kam und wissen wollte, was schon alles besprochen wurde, wurde ihr eben berichtet, dass das Geld ein Problem sei. Die Schwester meinte dann, dass die Aufgabe des Treffens doch eigentlich sei, ein Programm festzulegen, um dann zu schauen, ob man dafür Gelder bekommen könnte. Daraufhin war Stille – und die nächste Wortmeldung war wieder, dass das Geld ein Problem wäre. Dies wiederholte sich noch ca. dreimal – und dann sickerten so langsam die Worte der Schwester in’s Bewusstsein der Anwesenden (vielleicht 20 Leute) – und so nach und nach kamen die ersten Vorschläge (werte Kollegen: im Referendariat hätten wir für Suggestivfragen dieser Art Ärger bekommen – hier waren sie die einzige Möglichkeit, nicht gleich alles ganz alleine vorzugeben). Als dann irgendwann einmal die Marschrichtung klar war, fiel der Groschen nach und nach bei immer mehr Teilnehmern und sie wiederholten sich gegenseitig ihre Vorschläge, bzw. bauten sie aus, oder modifizierten sie, große „neue“ Vorschläge kamen nicht.
Und irgendwann endete das Treffen.
Danach saß ich noch eine ganze Weile sehr ungläubig da, denn dies war für mich wirklich auf eine Art horizonterweiternd. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es für unmöglich gehalten, dass es erwachsene Menschen gibt, die so wenig von dem verstehen, was ihnen gesagt wird, bzw., die überhaupt nicht gewöhnt sich (oder es vielleicht auch nicht können), dass sie selbstständig denken sollen. Es fehlte völlig die Fähigkeit, kreativ zu denken, oder eigenständig weiterzudenken.
…und mir wurde deutlich klar, dass diese Menschen wirklich häufig sehr wenig Bildung genossen haben – und dann auch eher nicht zum eigenständigen Denken erzogen wurden (wenn ich sogar in der Schule, die „Health Workers“ ausbildet – also eine weiterführende Schule – in Unterrichtsstunden höre, dass alle gemeinsam aus irgendeinem Buch gemeinsam laut rezitieren, wundert mich das auch nicht besonders)… und ich war zum wiederholten Mal sehr dankbar, dass ich in Deutschland geboren wurde und all diese Möglichkeiten hatte, zur Schule zu gehen und zu studieren!

A long way to go… !

29.09.2014
Ein Nachtrag: gerade kam die Nachricht, dass gestern Abend meine kleine Nichte geboren wurde!!! Ich freue mich und bin sehr dankbar! – MI AMAMAS TRU!!!

Montag, 22. September 2014

Mumu - Part 2



23.09.2014
Eigentlich wollte ich mich schon früher wieder melden, aber ich war tatsächlich etwas eingespannt am Samstag (und ich habe mal mein kleines Appartement hier geputzt), am Sonntag war ich dann mit einigen Schwestern, Brüdern, Priestern und dem Bischof in Pomberel (ich hoffe, dass man das auch wirklich so schreibt), einem Örtchen irgendwo „im Busch“ (wie die Leute hier tatsächlich selbst sagen), um an den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum (vor 50 Jahren kam der erste Priester dorthin und hielt Gottesdienst) teilzunehmen. Wenn der Bischof kommt, muss das natürlich ausgenutzt werden und so war zeitgleich auch noch Firmung – und es gab einige, die gefirmt wurden (der eine oder andere hat das auch schon auf Bischof Donalds Twitteraccount gesehen ;-)  ). Firmung dort (noch) mit Backenstreich und sehr durchorganisiert. Die, die „zu spät“ kamen (also natürlich noch lange vor dem Gottesdienst, es war wohl eine Zeit vereinbart worden, zu der alle hätten da sein sollen), durften dann dieses Mal nicht gefirmt werden, sondern müssen bis nächstes Jahr warten. ;-) – Das wurde einfach so vor allen in der Kirche verkündet. 
Die wurden alle gefirmt
 
Bischof macht auch Fotos
...und ich konnte mich dem nicht entziehen. Diesmal: wirklich ganz traditionell (also alles Naturstoffe etc.)

Zwischenzeitlich verstehe ich einiges in Pidgin (ziemlich viel, wenn der Bischof oder andere „Ausländer“ sprechen; weniger, wenn die Locals sprechen – aber doch recht viel), mit dem Sprechen tue ich mich noch schwer. Diese Sprache ist eben auch anders ;-) – eigentlich recht einfach, aber dadurch funktioniert das Wort-für-Wort-Übersetzen eben nicht, sondern man muss Dinge häufig umschreiben… ;-) – für mein Denkgerüst eine schwierige Aufgabe ;-).
Back to Pomberel: nach dem Gottesdienst war ich dort auch wieder Teil der Sensation (I’m getting used to this…), besonders, weil ich mich noch nicht sehr gut in Pidgin ausdrücke, und dann halt doch auch ganz anders bin – ich bin weiß (also in „meiner“ Welt bin ich schon ziemlich braun!!!) und habe glatte Haare (und die sind heller als die meisten hier etc.)… - alles spannend – für beide Seiten ;-). 
Ich werde von Leuten umringt ;-)

Anschließend waren wir dort noch im Priesterhaus zum Essen eingeladen: es gab Reste der/ des ??? „Mumu“ vom Freitag, die nochmals angebraten waren. Eigentlich sehr lecker, aber es scheint mir nicht so gut bekommen zu sein. Abends jedenfalls war mir dann schon ziemlich schlecht und den Rest der Nacht und des Montags habe ich mich dann mit einem Magen-Darm-Irgendwas herumgeschlagen (heute ist wieder alles gut!). Es könnte natürlich auch daran gelegen haben, dass die Straße nach Pomberel für europäische Verhältnisse durchaus etwas gewöhnungsbedürftig ist (um es einmal milde auszudrücken) – für PNG-Verhältnisse ist das allerdings eine sehr gute Straße (beruhigend für mich: auch einer der Priester war gestern nicht fit!).
Unterwegs auf der Straße

In Pomberel haben mir die Schwestern noch ein paar Bilder in alten Fotoalben gezeigt – aus den 70er Jahren, kurz nachdem sie dort angefangen haben – und meine Hochachtung vor ihnen steigt. Die Geschichten, die sie erzählen, müssten unbedingt aufgeschrieben werden. Wir können uns wirklich überhaupt nicht vorstellen, was es bedeutet(e), Missionar in solch einem Land zu sein. Für mich ist das jetzt schon eine riesige Umstellung (viele haben mir im Voraus gesagt, dass sie sich überhaupt nicht vorstellen können, in solch ein Land zu gehen), aber für die Missionare damals war das noch viel primitiver. Es gab kaum Straßen, keinerlei Versorgung, Hütten im Wald, „Bushpeople“ mit ganz traditioneller Kleidung, sie sprachen die Sprache nicht, kannten die Traditionen nicht,… - wirklich, ich bin zutiefst beeindruckt, aus welcher Überzeugung und mit welchem Mut diese Leute hierher kamen!

Heute ist mein erster Arbeitstag (nachdem ich ja gestern gleich krank war ;-)  ) und ich kümmere mich doch tatsächlich um die Computer der Schule (einige werden bei diesem Gedanken sicherlich lachen, aber verglichen mit den meisten Leuten hier, bin ich da echt eine Leuchte!), werde dann wohl auch die Computer-Lessons übernehmen (da wiederum bin ich sehr zuversichtlich, denn das bedeutet zunächst einmal absolute Basics und dann die Office-Programme – v.a. Word – das sollte funktionieren). Außerdem soll ich die Bibliothek neu strukturieren und ich werde wohl im Labor des „Haus Sik“ (Krankenstation ;-)  ) mithelfen. Dort wurde mir heute schon gezeigt, wie sie TB-Tests machen (spannend, unter primitivsten Bedingungen…).
Arbeit hier ist aber auch ganz anders, denn ich muss einfach flexibel schauen, was die Leute – wann – wollen. ;-) Unglaublich!
Oh, und noch eine nette Anekdote von heute: Als ich gerade in der Missionsstation unterwegs war, fuhr Bischof Donald vorbei, stoppte, und fragte, ob es mir besser gehe (woher auch immer er wusste, dass ich krank war… - small world). Dann berichtete er, wohin er jetzt unterwegs war und dann sagte er: „Check your Twitter-Account!“ - ;-) Er hatte in den letzten Tagen einige Dinge dort gepostet und festgestellt, dass er durch mich nun wohl auch einige deutsche Follower hat ( ;-) - *freu* ) und vor allem, dass Leute ihm nun auf Deutsch antworten… ;-).
Wie auch immer: für mich war es sehr witzig, dass mir der Bischof sagt, ich solle meinen Twitter-Account checken – und habe das natürlich „brav“ gemacht.
Zudem hat mir Bischof Donald erzählt, dass er ab nächster Woche für eine Woche in der Diözese unterwegs sein wird für Firmungen, Kircheinweihungen etc. und er fragte mich, ob ich mitkommen wolle. Welch schöne Idee, ich denke, das werde ich vermutlich machen.

So, und jetzt geht’s wieder an die Arbeit!
Entschuldigt, wenn mein Deutsch teilweise etwas holperig ist – ich lebe hier in der Sprachverwirrung – zwischen Malayalam (schreibt man das so?), Englisch, Englisch eines Neuseeländers, Englisch einer Inderin, Pidgin, „Schwizerdütsch“, Deutsch und den „Local languages“… - I’ll try to do my best! 

P.S.: Zum Thema "Kinderwagen"... - sowas gibt's hier natürlich nicht. Dafür dies hier: 
(sehr nett, man muss genau hinschauen, was da in welchem "Bilum" ist...)
"Kinderwagen" - Teil 1

"Kinderwagen" - Teil 2
 

Freitag, 19. September 2014

Checkpot



19.09.2014

„You hit the checkpot“ – das waren die Worte, mit denen mich Bischof Donald gestern beim großen „Singsing“ begrüßte…
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der „Legion of Mary“ sind hier nämlich die ganze Woche besondere Aktivitäten, gestern ein traditionelles „Singsing“. Dafür sind die Leute (die aus der ganzen Diözese und sogar darüber hinaus kommen) in der für ihre Region üblichen Kleidung erschienen, sind dann nacheinander auf den riesigen Platz vor der Kathedrale (…das heißt hier halt so… ;-)  ) einmarschiert und haben dann miteinander und füreinander gesungen und getanzt. Bischof Donald war mittendrin und machte Fotos und ich habe gefragt, ob ich mich ihm anschließen kann (so ganz alleine habe ich mich das nicht getraut). Natürlich durfte ich und ich bekam sogar erklärt, welche Bekleidung zu welcher Region gehört, das habe ich aber praktisch sofort wieder vergessen, denn ich kenne die Regionen einfach noch nicht…. Nichtsdestotrotz – ich stimme seiner Aussage absolut zu. Ich bin zum genau richtigen Zeitpunkt angekommen! :-) 
...sieht tatsächlich aus, wie in einer Geo-Reportage, Anja ;-)

...alle verschieden...

...und ich weiß NICHT mehr, wer woher kam...

...aber alle haben gerne posiert für mich!

...und es waren so viele!

Heute geht es weiter mit den Feierlichkeiten – heute gibt es „Mumu“ (ich vera…. Euch nicht, Pidgin ist eine witzige Sprache). Dafür wurden gegen 5 Uhr früh Schweine geschlachtet (keine Ahnung, wie viele – aber sehr viele…) – das ist Arbeit der Männer. Die Frauen sind dann an der Reihe damit, die Schweine auszunehmen und zu waschen, währenddessen heben die Männer große Löcher (bzw. in unserem Fall heute wegen der großen Menge Gräben) aus dem Boden aus. Bereits im Vorfeld wurde für viel Feuerholz und für Grünzeug aller Art gesorgt (Blätter des Bananenbaums und allerlei, was ich einfach nicht kenne ;-) – hier kann ich wenigstens beruhigt zugeben, dass ich, obwohl ich Biologie unterrichte, keine Ahnung habe, welche Pflanzen das sind – die sind mir zumeist einfach fremd ;-)  ).
In diesen Gruben wird dann zunächst ein Feuer angezündet und es werden große Steine in das Feuer gelegt, damit diese sich aufheizen (…die Steine bersten natürlich manchmal wegen der großen Hitze – und da so viele Leute herumstehen ist das eigentlich gar nicht ungefährlich. Vermutlich stimmen die Männer deshalb jedes Mal, wenn ein Stein gesprungen ist, und sie nicht getroffen hat, ein Jubelgeschrei an). Wenn das Holz verbrannt ist, werden die Steine wieder aus der Grube geholt und auf einem Haufen heiß gehalten, währenddessen wird die Grube mit allerlei Blättern ausgelegt und dann werden immer abwechselnd Blätter, heiße Steine, Kartoffeln etc. und Teile des Schweins (einschließlich der Innereien) aufeinandergeschichtet, am Schluss folgen einige Lagen Blätter und zugedeckt wird das Ganze mit Erde – und dann bleibt es dort für mindestens 1,5 Stunden. Anschließend wird das Schwein dann in so viele Teile geteilt, wie Personen mitessen – und erst dann kann gegessen werden. 
The fires of hell - Höllenfeuer... - so sah der Graben am Anfang aus (um's Eck geht's weiter!)

...und so, nachdem schon allerlei Lagen aufeinandergeschichtet wurden... - ja, das ist ein Schwein ;-)

Außerdem wurden nebenher noch allerlei andere Dinge zubereitet – einschließlich Hühnchen – und da wird nicht groß gefragt, wie man die wohl am tierwürdigsten tötet...
Das Schweineschlachten habe ich nicht mitbekommen – und auch das Essen werde ich vermutlich nicht mitbekommen, alle anderen Schritte dazwischen schon (vermutlich würde ich, wenn ich da jetzt nochmal vorbeigehen würde, auch eingeladen, mitzuessen, allerdings ist mir das doch fast etwas zu viel, ich bin nämlich ohnehin schon augenblicklich von vielen Menschen umringt, die mir entweder die Hand schütteln wollen (…ein Glück, dass ich mir so häufig die Hände wasche…), oder die wollen, dass ich ein Foto von ihnen mache – oder die ein Foto von mir machen wollen. Wirklich sehr nett, aber halt auch sehr anstrengend. Ich werde stattdessen jetzt bei den schweizer Schwestern zu Mittag essen ;-).
So long!

P.S.: Durch die schweizer Schwestern habe ich doch auch ein Stück vom Schwein abbekommen… - schmeckt gar nicht so schlecht, aber irgendwie auch nicht so lecker, wie ich erwartet habe ;-)